Die Insel Rügen hatten wir schon im Vorjahr komplett erkundet, nun galt es, auch noch den Rest der Ostsee unsicher zu machen. Von Usedom aus, im Osten, sollte es entlang der Küste bis nach Wismar – im westlichen Teil der ehemaligen DDR – gehen.
Neben einem Wurfzelt, fürs Campieren in den Dünen, hatten wir uns noch ein Dachzelt geleistet, was wir quasi in allerletzter Minute in München abholen konnten. Das gesamte Hab und Gut im Auto verstaut, waren wir nun völlig autark und schon sehr gespannt, was wir die nächsten Tage so erleben würden und vor allem auch, wie es sich auf unserem Dach schläft.
06.06.2019 – Es geht los…
Am frühen Abend waren wir endlich soweit, den langen Ritt zur See in Angriff zu nehmen. Bis ca. 3 Uhr habe ich Flo noch irgendwie bei Laune halten können, dann waren allerdings unsere Augen nicht mehr im Stande, die Nacht zu überdauern. So kam an einem kleinen See, in der Nähe von Berlin, unser Dachzelt gleich das erste Mal zum Einsatz.
Ich muss sagen, man liegt sehr bequem, wenn man einmal davon absieht, dass uns die nächtliche Balz einiger Rabenvögel vom Tiefschlaf abgehalten hat. Also, nach 2 Stunden Ruhen Zelt wieder zusammen geklappt, eine kurze Brotzeit am See genehmigt, dann ging es auch schon weiter Richtung Insel Usedom.
07.06.2019 – Insel Usedom – Benz / Kaiserbäder / Gnitz / Zinnowitz
Noch vor 9 Uhr standen wir bei der alten Holländer-Windmühle in Benz auf der Matte. Wie wir im Vorjahr schon erfahren mussten, darf man nicht erwarten, dass um diese Zeit schon irgendwas geöffnet hat. Doch wir haben uns ein wenig in Geduld geübt, und so war neben der Besichtigung sogar noch ein kleines Frühstück im Mühlen-Cafe drin.
Im Jahre 1830 auf einem Hügel erbaut, wurde hier noch bis 1971 gemahlen. Auch wenn die Mühle eins der letzten Exemplare an der Ostseeküste ist und inzwischen nur noch kulturellen Zwecken dient, ist sie noch immer voll funktionstüchtig.
Dem Maler Otto Niemeyer-Holstein haben wir es schließlich zu verdanken, dass der alte Holländer überhaupt noch existiert, und so nutzte man die Mühle 1968 gar als Filmkulisse für “Effi Briest”.
Nicht weit davon entfernt, steht die außergewöhnliche Bockwindmühle von Pudagla. Im Gegensatz zu den meisten uns geläufigen Windmühlen, wurde diese aber auf keinem festen Fundament errichtet, sondern ist im wahrsten Sinne des Wortes aufgebockt.
Um den Erhalt finanzieren zu können, beinhaltet die Mühle einen kleinen Shop, in dem man sehr leckere hausgemachte Säfte, Honig und dergleichen kaufen kann und damit gleichzeitig ein gutes Werk vollbringt.
Bevor wir uns nun aber ganz in Holland wähnten, fuhren wir als nächstes weiter zu den 2 Kaiserbädern oder um es genau zu nehmen, haben wir eigentlich nur 2 besucht – Heringsdorf und Ahlbeck.
Zusammen mit Bansin bilden alle 3 Seebäder die längste Strandpromenade Europas, die auf beachtliche 8 km kommt.
Unseren ersten Stopp haben wir in Heringsdorf eingelegt, welches im Jahre 1820 durch den damaligen Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen zu seinem Namen kam. Da in dieser Siedlung zu der Zeit noch Heringe verarbeitet wurden, lag nichts näher, als sie schlicht und ergreifend Heringsdorf zu nennen.
Die Aristokratie fasste schnell Fuß, und der Ort stieg alsbald zum kaiserlichen Seebad auf.
Noch heute zeugen eine ganze Reihe herrschaftlicher Villen von vergangenem Ruhm.
Das eigentliche Wahrzeichen ist jedoch die moderne Seebrücke, welche mit 500 Metern – laut eigenen Angaben – die längste Seebrücke Kontinentaleuropas sein soll.
Auf der Promenade sind wir schließlich weiter nach Ahlbeck spaziert. Noch ein paar Bilder aus meinen Kindheitstagen hatte ich im Kopf und wollte sehen, was ich denn alles wieder erkenne. Viel war es zwar nicht mehr, aber an die historische Seebrücke konnte ich mich sehr wohl noch erinnern.
Doch auf FKK haben wir dieses Mal verzichtet und sind stattdessen nach einer kleinen Stärkung weiter gedüst.
Zwischen Achterwasser und Peenestrom erstreckt sind auf der “Insel” die Halbinsel Gnitz, mit Usedoms höchster Erhebung. Gerade einmal 32 Meter ragt daraus der Weiße Berg empor.
Nach all dem Trubel in den Kaiserbädern war der einsame Spaziergang entlang der schilfreichen Binnen- und bewaldeten Steilküsten eine willkommene Abwechslung. Am liebsten hätten wir gleich hier unser Zelt auf einem der Naturcampingplätze aufgeschlagen, doch musste sich der Kauf unseres Dachzeltes ja auch irgendwie amortisieren.
Ein klein wenig Zeit hatten wir noch, bevor die Sonne untergehen würde, und die wollten wir unbedingt nutzen. So haben wir letztendlich auch noch dem Seebad Zinnowitz einen kurzen Besuch abgestattet.
Wie vielen anderen Badeorten an Deutschlands Ostseeküste erging es auch Zinnowitz während der “Aktion Rose”. Im Jahre 1953 wurden alle Hotel- und Privateigentümer enteignet. Die SDAG Wismut übernahm sämtliche Anlagen und fungierte zum Erholungsort für Sachsens Kumpels, die sich in den Uranminen ihre Gesundheit ruiniert hatten.
Doch inzwischen wimmelt es wieder von Touristen, und die Moderne hat ganz klar Einzug gehalten, was man nicht zuletzt an der spacigen Tauchgondel an der Seebrücke sehen kann, von der es noch weitere auf der Insel Rügen gibt.
Jetzt was es aber wirklich für heute genug, und wir wollten uns auf die Suche nach einem Schlafplatz machen. Schön musste er nicht sein, nur zweckdienlich und möglichst kostenneutral. Man hätte kaum idyllischer nächtigen können als in einer Parkbucht, an einer gut befahrenen Bundesstraße. Es konnte also nur noch besser werden…
08.06.2019 – Peenemünde / Wieck / Greifswald
Usedom hat auch ein dunkles Kapitel, und das befindet sich im Nordwestlichsten Zipfel der Insel.
Strategisch günstig gelegen, bot sich dieser Fleck bestens für die Raketenforschungsabteilung bzw. die Heeresversuchsanstalt Peenemünde an, von wo aus man über 400 km unbewohntes Gebiet schießen konnte.
Ursprünglich wollten sich der Wissenschaftler und spätere Technische Leiter – Wernher von Braun – und der militärische Leiter – General Walter Dornberger – auf Rügen niederlassen, doch wurde dieses Gelände schon durch das Naziprojekt “Kraft durch Freude” in Anspruch genommen. (Mehr dazu könnt ihr auch in meinem Blog über Rügen lesen.)
Mit Zehntausenden von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern begann man 1937 das gesamte Areal auszuheben, um den Grundwasserspiegel zu senken. Ein Flugplatz, Hafenanlagen, ein Kraftwerk, eine Anlage zur Herstellung von flüssigem Sauerstoff, Abschussrampen und gigantische Fabrikhallen entstanden, in denen u.a. der größte Windkanal der Welt und die Flugbomben V1 und Aggregat 4 – besser bekannt unter V2 (Vergeltungswaffe) – montiert wurden; alles bestens getarnt und unter strengster Geheimhaltung.
Doch so geheim man das Projekt auch halten wollte, wurden irgendwann die Alliierten aufgrund der Kondensstreifen der Raketen alarmiert. Noch einige Fehlschüsse auf Schweden, die den Verdacht bestätigten, und so wurde in der Nacht zum 18.08.1943 das Lager zum ersten Mal durch die Alliierten bombardiert und im Juli 1944 dann komplett dem Erdboden gleich gemacht.
Somit ist heute nicht mehr viel vom dem Kraftwerk erhalten, und auch von der ehemaligen Sauerstoff-Fabrik steht nur noch ein Skelett. Trotzdem war es äußerst aufschlussreich, dieses interessante Museum zu besuchen.
Des Weiteren kann man am Hafen von Peenemünde auch noch das Russisches U-Boot “U461” besichtigen. Das 86 Meter lange Unterwassergefährt ist das größte U-Boot-Museum der Welt.
Da wir uns in Hamburg aber schon einmal der Enge der stählernen Unterwasserwelt ausgesetzt haben, wollten wir heuer dankbar darauf verzichten.
Nicht nur Dresden, sondern auch Wolgast hat sein “Blaues Wunder” zu bieten. Gemeint ist hier die Wolgaster Peenebrücke, eine kombinierte Eisenbahn- & Straßen-Klappbrücke, die man unvermeidbar überquert, wenn man Usedom zum Festland hin verlassen will.
Man sollte nur rechtzeitig auf der anderen Seite stehen, dann kann man sich das Eröffnungsspektakel in Ruhe anschauen, ohne dabei selbst im Stau zu stehen.
Eine etwas urigere Klappbrücke gibt es in dem kleinen Örtchen Wieck, direkt am Greifswalder Bodden. Die alte Holzbrücke spannt sich über den Ryck und verbindet das idyllische Fischerdörfchen mit Eldena.
Dieses Fleckchen hat uns so richtig gut gefallen, und nirgendwo haben wir wieder so ein gutes Räucherlachs-Brötchen bekommen.
Nicht weit davon entfernt steht die Klosterruine Eldena, die vielleicht einigen durch die impressionistischen Gemälde von Caspar David Friedrich bekannt sein dürfte. Ihm sei es auch zu verdanken, dass man sich für den Erhalt der Ruine eingesetzt hat, anstatt sie fortwährend als Steinbruch ihres Charmes zu berauben.
Jetzt war es glatt an der Zeit, dass erste Mal unsere Fahrräder auszupacken. Direkt am Ryck entlang verlief ein gut ausgebauter Weg, auf dem man gemütlich nach Greifswald radeln konnte. Von nirgends aus hätte man schöner in die alte Hansestadt kommen können, in der einst der berühmte Kinderbuchautor Hans Fallada geboren wurde.
Bei herrlichem Sonnenschein ging es vorbei an Schilfrohr, farbenfrohen Fischerkaten und alten Segelbooten direkt in die historische Altstadt.
Vom Hafen aus war man rasch am Markplatz angekommen, welchen unzählige bunte Giebelhäusern säumen. Doch unter den ganzen schmucken Fassaden sticht eine ganz besonders heraus, und zwar die gotische Backsteinfront des “Cafehauses Marimar”, mit all den kleinen Ziertürmchen – ganz im Stile der Hanse.
Unzählige Male fotografiert, konnten auch wir es uns nicht nehmen lassen, das ein oder andere Mal den Auslöser zu betätigen.
Doch auch das klassizistische “rote Rathaus” ist durchaus markant und nur schwer zu übersehen.
Zum Glück erging es Greifwald nicht wie den meisten deutschen Städten und wurde Ende des 2. Weltkrieges dem Erdboden gleich gemacht. So blieben die “Dicke Marie”, der “Lange Nikolaus” und der “kleine Jakob”, die 3 – das Stadtbild prägenden – Kirchen, von der Zerstörung verschont.
Wieder neigte sich ein ereignisreicher Tag dem Ende, nun galt es nur noch, ein Schlaflager für die kommende Nacht zu finden. Da wir am nächsten Tag weiter nach Darß-Zingst reisen wollten, fanden wir ein geeignetes Plätzchen am schönen Bernsteinsee, nahe der Ortschaft Ribnitz-Dammgarten, dem westlichen Eingangstor zur Insel.
09.06.2019 – Fischland-Darß-Zingst
Das Schlafen im Dachzelt war noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber noch mehr, mit kalten, steifen Gliedern die Leiter hinab zu klettern. So hieß es erst einmal “Raus zum Morgensport!”, um wieder einigermaßen auf Betriebstemperatur zu kommen, bevor wir die Insel erkunden würden.
Auf Fischland lebten Jahrhunderte lang Seefahrer und Fischer. Lange Zeit war es eine eigenständige Insel, die im Laufe der Jahre zunehmend versandete und schließlich mit Darß und Zingst, den gleiches Schicksal widerfuhr, zusammen wuchs.
Da ich im letzten Jahr schon einiges über die Entstehung der Halbinsel geschrieben habe, möchte ich allerdings nicht noch einmal näher darauf eingehen. Bei Interesse könnt ihr hierzu auch in meinem Blog “Ostsee 2018” nachlesen…
Unseren ersten Stopp legten wir in Dierhagen Dorf auf Fischland ein. Streng genommen gehört das Örtchen eigentlich noch zum Festland und teilt sich in mehrere Ortsteile auf, die verstreut an der Ostsee und am Bodden liegen.
Wir haben allerdings nur den kleinen Hafen am Saaler Bodden besucht, um einmal die alten Zeesenboote mit ihren braunen Segeln zu inspizieren.
Leider ging es hier im wahrsten Sinne des Wortes sehr verschlafen zu, doch bei den Temperaturen war uns tatsächlich nicht wirklich danach, auf einer Bootstour noch mehr auszukühlen.
Auf dem Weg nach Wustrow überquerten wir die schmalste Stelle der Insel, die gerade einmal 400 Meter misst.
Das Ostseebad selbst ist ein wahrer Bilderbuchort, mit einer Unzahl an reetgedeckten Fischerkaten, kleinen, farbenfrohen Vorgärten und alten, steinernen Kapitänshäusern.
Von den Slawen als “Heilige Insel” verehrt, war hier einst eine ganze Flotte angesiedelt, wodurch es viele Kapitäne zu Wohlstand brachten und sich von ihren Ersparnissen feste Häuser aus Ziegelstein bauten.
Wir haben unseren Rundgang im Ortsteil Barnsdorf gestartet, denn hier soll – mit der Kunstscheune – das schönste Gehöft vom Fischland stehen.
Nach unserer Besichtigung waren wir erst mal richtig durchgefroren. Zeit für Kaffee und Kuchen als Energiebooster, dann ging es allerdings auch schon gleich wieder mit den Fahrrädern weiter.
Vom Sandstrand der Ostseeküste führte ein teils abenteuerlicher Weg über die Steilküste Richtung Ahrenshoop. Es war gar nicht immer so einfach, mit unseren alten Hercules- & Diamand-Radln über die schmalen Sandpfade der Dünen zu balancieren. Und prompt passierte es mir, dass sich ein Pedal in einem Grasbüschel verhedderte, und ich mir bei der Gelegenheit das Steißbein so geprellt habe, dass ich die ganzen nächsten Tage kaum sitzen konnte und selbst 5 Monate später mir der Hintern noch weh tut. Tja wenn, dann richtig.
Das alles tat meiner Freude dennoch keinen Abbruch, zu schön war dieser Landstrich, um sich die Laune vermiesen zu lassen.
Vom Hochufer aus konnte man zum einen seinen Blick auf die berühmten “Windflüchter” werfen, zum anderen sah man Überreste ehemaliger DDR-Beobachtungsposten aus dem Sand ragen oder im Wasser schwimmen.
Da sieht man wieder einmal so schön, die Natur holt sich irgendwann alles zurück.
Windflüchter sind die hier so typischen windschiefen Bäume, deren Äste aufgrund ihrer einseitigen Ausgesetztheit zum Wind wie Fahnen in nur eine Richtung wachsen. Besonders viele Vertreter davon gibt es jedoch am Darßer Weststrand.
Vor unserer Ankunft hatte es recht viel geregnet, was den sandigen Steilküsten nicht gerade zuträglich ist. So mussten wir leider in den sauren Apfel beißen und konnten den Hochuferweg nicht durchgängig bis zum “Hohen Ufer” passieren. Stattdessen haben wir Ahrenshoop nun von der Bodden-Seite her aufgerollt.
Zunächst kamen wir am Hafen mit einer Ansammlung von kleinen, hölzernen Bootshäusern und im Anschluss an einer wieder aufgebauten Mühle vorbei, danach ging’s weiter bis zur rohrgedeckten Schifferkirche, bevor wir durch die Ortschaft zum “Hohen Ufer” hinüber gewechselt haben.
Auf dem Weg dorthin überschritten wir fast unbemerkt die Landesgrenze von Vorpommern nach Mecklenburg.
Die blauen “Kunstkaten” und die rot-weiß getünchte “Bunte Stube” sind die markantesten Überbleibsel der einst hier ansässigen Ahrenshooper Künstlerkolonie. Inzwischen überwiegt allerdings die Zahl der Touristen die der Künstler, was schnell wieder unseren angeborenen Fluchtinstinkt auf den Plan rief. Und so sind wir noch ein Stück weiter mit dem Radl in Richtung Darßer Weststrand bis zum Esper Ort gefahren.
Auch wenn der Darßwald stellenweise wie ein Urwald anmutet, wurde er vor nicht allzu langer Zeit schon von Hermann Göring und später von Erich Honecker als Jagdrevier genutzt.
Um wieder zu unserem Auto in Wustrow zu gelangen, ging es zurück über die mecklenburgischen Boddendörfer; kein leichtes Unterfangen bei dem moorastigen Boden.
Wie viel man in einen Tag hinein packen kann, wollten wir heute echt wissen. Noch lange nicht war dieser Sonntag vorbei, und so ging es mit dem Auto erst mal weiter nach Prerow auf dem Darß.
Nachdem wir im Vorjahr durch das “Regenbogen-Camp” spaziert sind – Deutschlands einzigen Dünen-Zeltplatz – wollten wir heuer unbedingt eine Nacht hier verbringen.
Schnell war unser Wurfzelt im Sand platziert, nur die Inneneinrichtung musste noch etwas aufwendiger durch die Dünen gekarrt werden, da verständlicherweise Autos hier nicht zugelassen sind.
Um das Ganze noch spannender zu machen, aber zumindest unsere Flexibilität aufrecht zu erhalten, hatten wir natürlich nicht reserviert. Unser Vorteil, doch noch einen Stellplatz zu ergattern, war die Bereitschaft, das Auto am Ortsausgang zu parken, da an jenem Pfingstwochenende natürlich kein Parkplatz im Ort mehr frei war. Wohl dem, der Fahrräder im Gepäck hat. 😉
Um keine Zeit zu vergeuden, haben wir uns im Anschluss gleich wieder auf die Radl geschwungen und sind noch einmal zum Darßer Ort gefahren. Hingegen zum letzten Mal wollten wir nun aber endlich auch mal einen Leuchtturm von innen zu Gesicht bekommen und den Darßer Ort von oben überschauen.
Noch schnell ein Stündchen mit der Abendsonne an den Weststrand geknallt, dann hieß es aber, zügig ins Dorf zurück zu radeln. Langsam hing uns schon der Magen an den Knien, was mich aber nicht davon anhielt, noch einmal eine Ehrenrunde durch Prerow zu drehen.
Blöd nur, wenn in der Zwischenzeit alle Imbissbuden zu machen, und die Badegäste sich in ihr Ausgehgewand zum Essengehen geworfen haben und nun jedes Restaurant belagern. Ich werde es wohl nie lernen.
Verhungert sind wir trotzdem nicht, geschmeckt hat es mir allerdings auch nicht.
Langsam hat der Tag sein Tribut gefordert, und wir waren so ziemlich durch. Wie gerne wäre ich jetzt in unser Dachzelt gestiegen, anstatt durch den eiskalten Sand zu unserem hellhörigen Wurfzelt zu schleichen. Gott sei Dank hatte ich Ohrstöpsel dabei, man kann den anderen Urlaubern das Feiern zu Pfingsten ja schlecht verbieten. Doch lob ich mir gleich wieder meine abgeschiedenen Schlafplätze. Morgen dann wieder!
10.06.2019 – Rostock / Warnemünde / Nienhagen / Heiligen Damm
Mist, da hat man schon mal sein Zelt ausgepackt, dann regnet es auch noch. Und es gibt wirklich Besseres, als ein nasses Zelt im Sand abzubauen. Prima! Allerdings hieß es vorher erst einmal, in Sandalen zu den Waschräumen zu schlendern. Wenigsten schlief noch alles, und ich konnte mich in Ruhe ausbreiten und zumindest kurz wieder aufwärmen.
Nachdem ich dann Flo auch endlich aus den Federn gehauen hatte, ging es heute als erstes nach Rostock.
Die Geschichte der Stadt mag zwar noch länger zurück gehen, dennoch war 1260 wirtschaftlich enorm entscheidend, da sich in diesem Jahr Rostock mit Lübeck und Wismar zum Bund der Hanse zusammen geschlossen hat. Im Zuge des regen Handels mit Skandinavien blühte die Hansestadt zunehmend auf. So entstand 1419 auch eine Universität, die noch heute große Beachtung findet.
Mit dem Niedergang der Hanse ging es auch mit Rostock bergab. Der 30jährige Krieg und ein darauf folgender Großbrand schwächte die Stadt zusätzlich, und im zweiten Weltkrieg wurde sie dann fast vollständig nieder gebombt.
Erst zu Zeiten der DDR erlebte die alte Hansestadt erneut einen Aufschwung und avancierte zum wichtigsten Hafen der Republik und wirtschaftlichem Motor der ostdeutschen Küste.
Leider war es nach der Wende auch schon wieder vorbei, und Rostock verlor ihren Titel als Landeshauptstadt an Schwerin. Immerhin ist sie nach wie vor die größte Stadt des Bundeslandes und besitzt mit 378 Schiffen die größte Handelsflotte der Ostsee.
Am Stadthafen legen inzwischen keine Handelsschiffe mehr an, aber die Spuren der Hanse sind noch deutlich auszumachen, auch wenn in den alten Backsteinspeichern inzwischen die Moderne – in Form von Cafes und Geschäften – eingezogen ist.
Die wirklichen Highlights von Rostock gruppieren sich eher um den Universitätsplatz und den Neuen Markt. Das imposante Universitätsgebäude sticht einem dabei nicht weniger ins Auge als der davor befindliche “Brunnen der Lebensfreude”, den die Einheimischen spöttisch gerne auch “Pornobrunnen” schimpfen.
Das Rathaus am Neuen Markt weist einen ganz ähnlich konträren Stilmix auf. So wurde dem eigentlich gotischen Gebäude kurzum eine barocke Fassade voran gestellt.
Beide Plätze werden durch die Kröpeliner Straße verbunden. Während man auf ihr auf- und abschreitet, kann man viele gotische Giebelhäuser bewundern, die nach ihrer Zerstörung komplett wieder hergerichtet wurden.
Wenngleich Rostock noch über weitere Kirchen – wie Petrie- und Nikolaikirche – verfügt, sei nun eine ganz besonders hervor zu tun.
Die wuchtige Marienkirche ist Rostocks bedeutendster Sakralbau und mit ihrer reichen Ausstattung nur mit der Nikolaikirche in Stralsund vergleichbar. Das Besondere ist allerdings die gigantische Astronomische Uhr, die sich hinter dem Hauptaltar versteckt.
Weiter ging es nun nach Warnemünde – mehr oder weniger einem Ortsteil von Rostock – was direkt an der Warne-Mündung zur Ostsee liegt, während sich die Hansestadt selbst 14 km im Landesinneren befindet.
Hier herrschte schon einiges mehr an Trubel. Am liebsten wären wir gleich wieder weiter gezogen, wenn ich nicht unbedingt meine Kindheitserinnerungen hätte auffrischen und das Hotel Neptun, den Leuchtturm und den “Teepott” sehen wollen.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber augenfällig ist es zumindest, Warnemündes architektonisches Wunderwerk.
Romantischer ist es allerdings, auf der Westmole zum kleinen Leuchtturm zu spazieren und anschließend am “Alten Strom” und in der Alexandrinenstraße die malerischen Kapitänshäuser und Fischkutter in Augenschein zu nehmen.
In einem Reiseführer hatte ich etwas über den Nienhäger Gespensterwald gelesen – einen 100 Meter breiten und 1300 Meter langen Waldteil, der direkt an der Abrisskante einer Steilküste steht. Bis zu 170jährige knorrige Buchen und Eichen wurden durch den stetigen Ostwind geprägt, so dass ihre Kronen in eine Richtung flüchten und diesen Küstenstreifen überaus gespenstig wirken lassen. Das Ganze wird noch verstärkt, wenn sich der Nebel tief in das Unterholz absenkt und ein kräftiger Wind weht.
Das Glück oder Pech hatten wir, als wir versuchten, von Börgerende aus gegen den harschen Gegenwind anzutreten.
Dafür gab es dann aber auf dem Rückweg eine ordentliche Portion Rückenwind, und wir sind gleich bis nach Heiligendamm weiter geradelt.
Heiligendamm wird vielen hauptsächlich durch den G8-Gipfel ein Begriff sein. Berühmt ist Deutschlands erstes Seebad allerdings schon sehr viel länger, und so ließen sich nicht zuletzt in den Badehäusern am “Heiligen Damm” schon Prominente wie Hitler und Mussolini sehen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Anlage als Sanatorium genutzt und verfiel zusehends. Erst durch den Aufkauf durch die Kölner Fundus Gruppe mauserten sich die Gebäude zum “Kempinski Grand Hotel” und bekamen ihren weißen Anstrich.
Einige Insolvenzen später fiel das Areal privaten Investoren in die Hände, seitdem kann man sich wieder ganz im Osten wähnen und steht schlicht und ergreifend von einer großen Mauer, damit sich die betuchten Hotelgäste nicht auf den Teller schauen lassen müssen.
Von daher haben wir nicht wirklich viel zu sehen bekommen, empfanden den Ausflug hierher eher als recht trostlos.
Noch einmal die letzten Kräfte mobilisiert, fuhren wir wieder zurück nach Börgerende, wo wir einen geeigneten Stellplatz für die Nacht gefunden hatten. Direkt unter einem Handysendemast, in unmittelbarer Nähe zu einem alten DDR-Beobachtungsturm, konnte eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Nur das aufkommende Gewitter ließ mich überlegen, ob der Faradaysche Käfig auch AUF dem Auto noch in Kraft tritt….
11.06.2019 – Bad Doberan / Kühlungsborn / Wismar / Timmendorf
Langsam hatten wir uns ans Fahrradfahren so gewöhnt, dass wir es nicht mehr missen wollten. Auch heute zog es uns gleich nach dem Aufstehen wieder auf den Sattel, vorerst ins schöne Bad Doberan.
Doch bevor wir uns dem eigentlichen Wahrzeichen der Stadt widmen wollten, haben wir eine Runde durch den Park “Kamp” gedreht und wurden dort fast schon chinesisch begrüßt. Inmitten der grünen Anlage steht nämlich der “Rote” und der “Weiße Pavillon”.
Lustig, daran konnte ich mich sogar irgendwie noch erinnern – meine ich zumindest.
Die Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters – sprich das Doberaner Münster – gehört zu den bedeutendsten und auch schönsten gotischen Sakralbauwerken in Mecklenburg-Vorpommern.
Das Besondere hingegen zu anderen Kirchen ist allerdings das Fehlen einer Turmanlage. Wer genau hinschaut, kann erkennen, dass dem Dach lediglich eine Spitzhaube aufgesetzt wurde.
Seiner Abgeschiedenheit und der Tatsache, dass es als Grabanlage für sämtliche mecklenburgische Fürsten diente, hat es zu verdanken, dass das Münster in der Vergangenheit nie blinder Zerstörungswut durch Kunsträuber oder kriegerischen Bombern zum Opfer fiel.
Im darum befindlichen Landschaftspark kann man sich gut die Beine etwas vertreten und wieder ein wenig vom Touristentrubel erholen. Bei der Gelegenheit stößt man gleich hinter der Kirche auf das frühgotische Beinhaus, während man die etwas versteckt liegende Ruine der “Wolfsscheune” im hinteren Geländeteil aufsuchen muss. Aber man sollte sich diesen Spaziergang unbedingt gönnen, bietet sich einem so doch noch einmal einen herrlichen Blick auf das Münster in seiner Gesamtheit.
Die Fahrkarten für den Molli hatten wir uns schon bei unserer Ankunft besorgt, jetzt pressierte es fast schon ein wenig, um die berühmte Schmalspurbahn noch rechtzeitig zu erreichen. Doch gutes Timing ist alles, und so konnten wir die dampfende Attraktion auch gleich mal beim Einfahren in die Fußgängerzone bestaunen.
Die Radeln gut verstaut, ging es mit sagenhaften 10 km/h durch Bad Doberan. Immerhin hat der Molli im Laufe der Fahrt noch gezeigt, was in ihm steckt und auf 50 km/h (Höchstgeschwindigkeit) beschleunigt, so dass wir ca. eine Stunde später in Ostseebad Kühlungsborn angekommen sind.
Auf jeden Fall sollte man das einmal mitgemacht haben, selbst, wenn man schon im “Rassenden Roland” auf Rügen saß.
Wie der Name entstand, ist übrigens eine ganz lustige Geschichte, die ich gerne mal erzählen will:
Als vor ca. 100 Jahren die Bahnstrecke eröffnet wurde, soll unter den Fahrgästen eine Dame mit einem dicken Mops – namens Molli – gewesen sein, der nicht in den Zug einsteigen wollte. Unter den Schaulustigen befand jemand eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Hund und der Dampflok, und so war schließlich der Name der Bahn geboren…
Endstation Kühlungsborn, früher für eher betuchte Badegäste, zu DDR-Zeiten einer der Hauptferienorte der FDGB, der zu Spitzenzeiten bis zu 150000 Badegäste unterbringen konnte. Darunter auch Familie Dirscherl.
Ursprünglich aus einem West- und einem Ostteil bestehend, wurde Kühlungsborn von den Nationalsozialisten zu einer Ortschaft zusammen gelegt.
Aufgrund seines 6 km langen Sandstrandes erfreut sich das Ostseebad wie einst sehr großer Beliebtheit. Unsere Begeisterung hielt sich allerdings etwas in Grenzen. Vom Molli-Museum aus startend, haben wir uns die Promenade zwar einmal genehmigt, doch unser eigentliches Interesse galt lediglich dem DDR-Grenzüberwachungsturm, den man sogar von Innen besichtigen konnte.
Für mich war das natürlich ein wahres Highlight, einmal zu erleben, wie ich vor ca. 35 Jahren wohl aus dieser Perspektive gewirkt haben mag. Allerdings bei all den Gerätschaften im Herzen des Turms, bin ich im Nachhinein meinen Eltern immer noch überaus dankbar, dass sie mich bei unseren Strandspaziergängen etwas an die Kandare genommen haben.
Ich möchte gar nicht wissen, wie oft wir in diesem Urlaub unsere Pläne wetterbedingt über Bord werfen und ändern mussten. Doch die Entscheidung, heute noch nach Wismar weiterzudüsen, war goldrichtig. Denn gerade weil es schon Nachmittag war, hatten wir ein richtig dankbares Licht.
Zu Recht habe ich mich auf diese Stadt so gefreut. Schon am Hafen bot sich uns ein toller Blick auf die rostfarbenen Backsteinspeicher und die Altstadt mit dem monströsen Turm der St.-Marien-Kirche.
Wismar erging es wie auch ihren Verbündeten Rostock und Lübeck – Aufstieg und Blütezeit im 14./15. Jahrhundert mit dem Zusammenschluss und Fall mit dem Niedergang der Hanse.
Im 30jährigen Krieg fällt die Stadt an Wallenstein, Dänen und Schweden blockieren den Hafen, die Pest bricht aus. Danach geht sie an Schweden, später an die Dänen und wieder zurück an die Schweden, bis Wismar 1803 endlich an Mecklenburg zurück fällt. Der zweite Weltkrieg zerstört die Altstadt schwer, den Rest besorgt die Baupolitik der DDR.
Doch zum Glück konnte seither wieder viel alte Bausubstanz gerettet werden, und Wismar erstrahlt vielleicht schöner denn je.
Die Einflüsse von Schweden kann man aber an nahezu jeder Ecke erkennen. So flankieren 2 überdimensionierte “Schwedenköpfe” den Eingang des Baumhauses am Hafen und darf sich eins der schönsten Häuser am Marktplatz “Alter Schwede” nennen.
Wenn man sich vom Alten Hafen stadteinwärts arbeiten will, blickt man fast unvermeidlich auf das Wassertor – das einzige noch erhaltene von ehemals 5 Stadttoren.
Danach sollte man aber unbedingt über die Grube weitergehen. Der kleine Bach ist einer der ältesten künstlichen Wasserläufe Deutschlands und wird von einer historischen Wassermühle überspannt, die inzwischen etwas krumm und schief, aber sehr anschaulich ist.
Eine der 4 Sakralbauten ist die Nikolaikirche. Neben dem Kölner Dom und dem Ulmer Münster besitzt diese spätgotische Basilika immerhin den drittgrößten Kirchenraum Deutschlands.
Die radikalsten Zerstörungen musste 1945 die St.-Marien-Kirche hinnehmen. Übrig geblieben ist letztendlich nur ihr 80 Meter hoher Turm.
Das gleiche Schicksal ereilte auch die St.-Georgen-Kirche, doch wurde diese 2010 wieder vollständig aufgebaut.
Neben der Dresdner Frauenkirche startete somit das größte Wiederaufbauprojekt.
Letzte Attraktion ist der Marktplatz selbst mit seinem Ensemble von historischen Giebelhäusern und dem technischen Denkmal, der “Wasserkunst”.
Mit Hilfe von Holzröhren wurde das Trinkwasser von hier aus zu den Häusern der Stadt verteilt. Überwacht von einem Kunstmeister, war man auf dessen Gutdüngen angewiesen, was sich abhängig der Höhe des entrichteten Trinkgeldes auswirkte.
Ein Blutsauger der anderen Art fand ebenso Gefallen an Wismar, und so schwebte 1921 schon der Stummfilmklassiker “Nosferatu” durch die Gassen.
Ganz im Gegensatz dazu steht das winzige Fischerdörfchen Hoben an der Wismarbucht, welches gerade einmal 12 Gebäude zählt. Mit seinen weißen Lehmfachwerkhäusern und den reetgedeckten Walmdächern gilt es als Inbegriff eines Bilderbuchdorfs.
Allerletzte Station für heute war die Wismar vorgelagerte Halbinsel Poel. Über einen schmalen Damm erreichten wir die 37 km² große Insel und fuhren direkt weiter bis nach Timmendorf, wo wir nach einem kurzen Exkurs nur noch in unser Dachzelt gefallen sind…
12.06.2019 – Insel Poel / Meschendorf / Rerik / Ribnitz-Damgarten
Wenn eine Insel zu gut Deutsch schon “flaches Land” heißt, dann spricht doch nichts dagegen, sie einmal mit dem Radl zu umrunden. So dachten wir zumindest, und schon saßen wir wieder auf unseren Sätteln.
Von einsamen Landstraßen zwischen blühenden Getreidefeldern, über kurze Waldstreifen, enge Hochuferwege, sandige Böden, saftige Weiden und endlose Pferdekoppeln war alles dabei.
Den Hauptbadeort Timmendorfer Strand, wo wir am Vorabend schon genächtigt hatten, schauten wir uns heute noch etwas genauer an, danach ging es allerdings schon weiter zur nächsten Insel.
Wobei Insel kann man eigentlich nicht sagen, ist Rerik doch lediglich das Tor zur “Verbotenen Insel” Wustrow.
Ursprünglich hatten wir für kommenden Freitag eine Führung vereinbart, da man Wustrow nicht alleine betreten darf. Doch da sich unsere Pläne wieder einmal geändert hatten, waren wir 2 Tage später schon auf dem Heimweg. Leider!
1933 erwarb die Dt. Wehrmacht die Insel, und errichtete dort die größte Flak-Artillerie-Schule. Im Zuge dessen entstanden Kasernenanlagen, Flugplatz, Häfen und westlich davon die Gartenstadt, zur Unterbringung der zivilen Angehörigen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Anlage geräumt, vorübergehend Flüchtlinge einquartiert, bis die Sowjets Einzug hielten.
Als 1993 die Rote Armee endlich abgezogen ist, hofften die ehemaligen Vertriebenen, in ihre Häuser zurückkehren zu dürfen. Erfolglos.
Inzwischen wurde die komplette Insel an einen Investor verkauft, der eine gigantische Ferienanlage aus dem Boden stampfen will, womit auch die 2/3 Naturschutzgebiet stark in Mitleidenschaft gezogen werden würden.
Die Reriker sichtlich begeistert, haben daraufhin erlassen, dass die einzige Zufahrtsstraße zur Insel nicht befahren werden darf, woraufhin der Bau erst einmal auf Eis gelegt werden muss. Infolgedessen haben die Investoren den Rerikern untersagt, Führungen zu veranstalten.
Seit Kurzem ist es an bestimmten Tagen wieder erlaubt, das Gelände mit einer Kutsche zu befahren. Wir konnten dieses Mal allerdings nur durch den Zaun spähen.
Doch wo wir nun schon einmal hier waren, sind wir wenigstens kurz nach Rerik/Meschendorf gefahren, um uns für ein Stündchen an den Strand zu legen. Schließlich verbinde ich noch immer einen meiner schönsten Ferienerlebnisse mit dem Ort. Heute zog allerdings bereits ein Unwetter auf, so dass die Freude nicht lange währte.
Eine etwas weitere Fahrt war es bis nach Ribnitz-Damgarten, aber so wussten wir uns am nächsten Tag zumindest schon vor Ort. Die Bernsteinstadt hat unser allerdings recht rau begrüßt. Nach einem Spaziergang am Bodden-Hafen waren wir schon ganz schön durchgefroren, doch dann fing es auch noch an zu regnen. Zum Glück hat uns die Besitzerin eines vietnamesischen Restaurants gleich einen Schirm geborgt, so dass wir wenigstens halbwegs trocken zum Auto kamen. Doch selbst ins Dachzelt zu krabbeln, ist bei so einem Sauwetter eine Kunst für sich…
13.06.2019 – Technikmuseum Pütnitz / Prerow (Darß)
Es hat endlich aufgehört zu regnen. Mann macht sich schick. Schließlich ist heute sein großer Tag. Auf geht’s ins Technikmuseum Pütnitz.
Pütnitz am Bodden wurde bis 1994 fast ausschließlich als Militärflughafen genutzt. Jetzt befindet sich in den großen Hangars ein Technikmuseum, was sich auf Ostblock-Fahrzeuge spezialisiert hat.
Für Flo waren eher die Kettenfahrzeuge, Raketenwerfer und diverse Flugtechnik von Interesse, ich hingegen habe mich gefreut, mal wieder auf Trabi, Warti, Sabo, Schwalbe und die Star zu treffen. Hoch lebe die Ostalgie!
Leider war es nun doch nicht möglich, dass Flo auch mal einen Trabi steuern konnte, aber ein Russen-LKW wäre schon drin gewesen.
Und noch einmal hat es uns in diesem Urlaub nach Prerow auf Darß verschlagen. War es uns zu Beginn des Urlaubs nicht gelungen, meine Eltern zu treffen, so mussten wir das unbedingt nachholen.
Doch heute wollten wir die Gegend noch einmal alleine unsicher machen und uns überlegen, was wir am nächsten Tag den Ellis präsentieren würden. Eins war auf jeden Fall klar, den grandiosen Räucherfisch am Hafen, den müssen sie unbedingt auch probieren.
Nachdem wir uns nun auch die Seemannskirche angeschaut hatten, ging es noch einmal zum “Regenbogen-Camp”. Doch dieses Mal nahmen wir mit einem regulären Autostellplatz Vorlieb. Schließlich musste unser Dachzelt erst mal wieder ein wenig abtrocknen.
Alles für die letzte Nacht vorbereitet, haben wir uns nun noch einmal auf unsere Fahrräder geschwungen und sind durch den Darßwald zum Weststrand gefahren. Schnell eine Runde Nacktbaden, mit 0,2 l Rotwein (für zwei Personen) den Sonnenuntergang abwarten, danach waren wir bereit, den Tag zu beenden und dem nächsten Regenguss entgegen zu fiebern…
14.06.2019 – Prerow / Darßer Ort
Hoher Besuch von Rügen stand heute auf dem Programm. Und da meine Eltern bekanntlich überpünktlich sind, galt es, nicht herumzubummeln. Also Zelt zusammen packen, schnell was essen, Auto umparken und noch fix mit dem Fahrrad eine Ehrenrunde durchs Dorf drehen, dann konnte es auch schon losgehen.
An diesem Tag musste ich allerdings auch am eigenen Leibe erfahren, dass wir den Meister aller Entschleunigung dabei hatten. Höllenhund Emmi wurde seinem Namen lediglich insofern gerecht, indem immer mehr Dampf aus seinem Mund, Nase und Ohren trat, während ich ihn am Radl angebunden durch den Darßer Wald bis zur Erschöpfung gehetzt habe.
Ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen meinem Vater gegenüber, seinen Hund so quälen zu müssen. Doch das war sofort wieder vergessen, als ich merkte, was man einem willenlosen Tier alles antun kann. Zu meiner Rechtfertigung: zu Jedermanns Erheiterung…
Natürlich haben wir ebenso der Erweiterung des kulturellen Horizonts ein wenig Genüge getan. Mutti kennt inzwischen auch das ein oder andere Cafehaus in Prerow. 😉
Alles in allem war es ein sehr schöner Tag mit meiner Familie, und ich denke, wir wollen euch noch mal wieder sehen…
Ein letztes Mal noch in die See hüpfen, dann waren wir bereit zur verfrühten Abreise. Morgen sollte es wieder regnen, und da waren wir definitiv besser im Heilbrunner Klettergarten aufgehoben…