“Golden Circle”
Für alle, die sich über diese Überschrift wundern sollten: Der “Golden Circle” steht für eine der beliebtesten Regionen Islands, die sehr viele der landestypischen Attraktionen auf engstem Raum vereint. Da die einzelnen Besuchermagneten zudem vom Flughafen aus schnell zu erreichen sind, sich leicht zu einer Tagestour kombinieren lassen und vor Ort auch keinerlei Ansprüche an die eigene Kondition stellen, sind diese allerdings auch meistens entsprechend stark frequentiert. Die Rede ist hier von: einem historisch wie auch geologisch interessanten Ort – der Þingvellir -, einem Hochtemperaturengebiet mit heißen Springquellen – dem Haukadalur – und als Drittes von einem “Goldenen Wasserfall” – dem Gullfoss.
Zwei dieser Highlights haben wir uns nun heute angeschaut, ein weiteres am nächsten Morgen.
Geothermalfeld Haukadalur
Nachdem wir schon gestern an diesem weit sichtbaren, dampfenden Areal vorbeigefahren waren, konnten wir es jetzt kaum noch erwarten, endlich einmal einen echten Geysir in Aktion zu erleben. So standen wir bereits 7:15 Uhr am Eingang und wurden zu dieser frühen Stunde mit erfreulich wenigen Besuchern, dafür umso mehr Ausbrüchen des “Strokkur”, belohnt.
Das Wesen der Geysire
Dieses 3 km² große Geothermalfeld liegt am Fuße des vulkanisch aktiven Rhyolithdoms Laugarfjall und wird durch seine 11 heißen Quellen charakterisiert. Doch nur 2 von denen zählen zu den regelmäßig aktiven Geysiren (und das landesweit); wobei selbst einer dieser beiden Kandidaten inzwischen seine Ausbruchsserien nahezu ganz eingestellt hat. Das liegt daran, dass solche Springquellen im Allgemeinen sehr sensibel auf Veränderungen bezüglich Druck, Temperatur, sowie Wasserzufuhr im Erdinneren reagieren. Sobald sich nämlich die langen, engen, geraden Aufstiegskanäle auch nur ansatzweise verschieben oder sogar komplett verschlossen werden, was oftmals nach einem Erdbeben der Fall ist, stimmt das sensible Druckverhältnis nicht mehr. Doch dieses ist eben zwingend notwendig, damit das Wasserdampfgemisch überhaupt erst an die Oberfläche befördert werden und dort eruptieren kann. Man muss sich das Ganze wie einen überdimensionalen Schnellkochtopf vorstellen:
Das Wasser im Erdinneren wird durch das heiße Magma bis zum Siedepunkt (100 °C) erwärmt. Aufgrund der Auflast und des Temperaturunterschiedes der darüberstehenden kälteren Wassersäule (im Aufstiegskanal), fängt es jedoch nicht an zu kochen, sondern bleibt vorerst flüssig. Erst wenn sich in der Tiefe kleinere Wasserbläschen lösen und an die Erdoberfläche aufsteigen, fällt der Druck im Tunnel weit genug ab. Innerhalb weniger Sekunden läuft nun eine Kettenreaktion ab: Das Wasser kocht mit einem Schlag auf, wandelt sich in Wasserdampf um, vermehrt damit sein Volumen um das bis zu 1600fache und verdrängt somit die darüberliegende Wassersäule mit aller Wucht in Richtung Schlotöffnung. Dort schießt sie fast explosionsartig als mehr oder weniger hohe Fontäne in die Höhe, gefolgt von jeder Menge Wasserdampf. Danach kann sich der leere Kanal wieder mit Wasser füllen, und der Prozess beginnt wieder von vorn. Manchmal dauert das mehrere Stunden, manchmal aber auch nur ein paar Sekunden. – Kurzum: Durch den ständigen Wechsel von Druckanstieg und -abfall treten die Ausbrüche entsprechend periodisch, jedoch in meist unregelmäßigen Zyklen auf.
Gemäß diesem physikalischen Prinzip hat man in der Vergangenheit immer wieder versucht, die Natur auszutricksen. Bestes Beispiel am Vater aller Geysire – den Stóri Geysir – selbst, dessen unterirdischen Seitenwände man nach Einstellen seiner Aktivität angebohrt hat, um die Verstopfungen zu beheben oder später 40 kg Seife in den Quellschacht gekippt hat, um die Oberflächenspannung der Wassersäule herabzusetzen. Doch in die Natur lässt sich bekanntlich nur bedingt eingreifen, irgendwann sucht sie sich dennoch ihren eigenen Weg. Allerdings darf man sich dann auch nicht wundern, wenn das nicht immer im Sinne der Menschheit geschieht!
Stóri Geysir
Das, was wir alle unter dem Oberbegriff “Geysir” kennen, hat seinen wahren Ursprung in eben dieser Springquelle. Der Stóri Geysir (zu dt.: der Große Geysir) war nämlich der Namensgeber für alle anderen dieser Vertreter weltweit. Anhand seiner Sinter (= mineralische Ablagerungen) vermutet man, dass er bereits 10000 Jahre alt ist; auch wenn der “Hervorschießende” erstmals im Jahre 1294 Erwähnung fand. Seine Wasserdampfsäule schoss ganze 60 Meter in die Luft – im Jahre 1845 soll diese sogar bis zu unglaubliche 170 Meter erreicht haben -, bis dieser Geysir 1915 schließlich seine Ausbruchsserien eingestellt hat.
Wie Erdbeben die Aktivitäten dieser Springquellen verhindern können, sind sie auch imstande, diese wieder ankurbeln. So erwachte der Große Geysir im Jahre 2000 noch einmal sporadisch zum Leben. Seitdem hat man ihn (wie oben schon beschrieben) nur noch künstlich aus der Reserve locken können. Heute steht man jedoch nur noch vor einem 14 Meter breiten Becken, aus dem das 80-100 °C heiße Wasser herausdampft und damit den Einblick in die 2 Meter große Öffnung des Quellschachts mit seinen Kieselsintern vernebelt. – Eine ehemalige Springquelle quasi zur heißen Quelle degradiert. 😉
Strokkur
Der neue Star tobt sich unweit des Stóri Geysirs in der Mitte dieses Geothermalfelds aus und nennt sich Strokkur – das “Butterfass”. Mit fast schon deutscher Pünktlichkeit bricht er alle 4-8 Minuten aus und wirft dabei eine bis zu 30 Meter hohe Fontäne aus. Man kann regelrecht dabei zusehen, wie sich im Bruchteil einer Sekunde zuerst das Wasser etwas in den Kessel zurückzieht, dann eine türkisfarbene Blase bildet, aus der kurz darauf die Wasserdampfsäule zischend emporsteigt. Doch genauso schnell wie sich dieses Naturphänomen aufbaut, ist das Schauspiel allerdings auch schon wieder vorbei. Nur eine Sekunde unaufmerksam in der Tasche gekramt, und schon kann man erneut mit dem Finger auf dem Auslöser ausharren, bis er einen von der Hand fault. Sobald man jedoch auf den Absätzen kehrtmacht, um sich dann endlich den anderen Attraktionen im Haukadalur zuzuwenden, darf man sich sicher sein, dass der ausgekochte Strokkur hinterrücks augenblicklich wieder in die Luft schießt. – Man könnte sich nun, wie die meisten, irgendwo am Rande der Sinterterrassen mit dem Stativ bewaffnet positionieren und geduldig auf den nächsten Ausbruch warten. Wir gaben uns jedoch mit den 2-3 aussagekräftigen Eruptionen des “Butterfasses” zufrieden, um uns jetzt auch noch die anderen Spring- oder Blubberquellen anzuschauen.
Blesi
Diese Heißwasserquelle mit ihren 2 Becken erinnerte mich irgendwie an eine Rockabilly-Sonnenbrille mit den so typischen “Cat-Eyes”. Allerdings haben diese Brillen für gewöhnlich keine unterschiedlich getönten Gläser, wie das bei dieser Naturerscheinung hier definitiv der Fall ist. Zustande kommt die abweichende Farbgebung infolge der unterschiedlich hohen Temperaturen und den damit verbundenen Kieselablagerungen. Während sich im südlich gelegenen, tieferen, klaren Becken siedend heißes (80-100 °C) Wasser befindet und es somit zur vermehrten Sinterbildung kommt, beträgt hingegen die Wassertemperatur im nördlichen, flacheren, von Mineralien milchig getrübten Becken ca. 40 °C. Je mehr Kieselsinter demnach eine Quelle enthält, umso mehr Sonnenlicht kann gefiltert werden, was letzten Endes den türkisen Farbton hervorruft.
Weitere Farben – wie Rostrot, Ocker, Grün usw. – entstehen übrigens aufgrund der durch Wasser oder Gase ausgeschwemmten Mineralien.
Konungshver
Nicht weniger beeindruckend ist die Konungshver. Wenn man dieser “Königsquelle” direkt ins Auge schaut, kann man die wulstigen Sinter an der Schachtöffnung richtig gut erkennen. Unweigerlich muss man sich jedoch auch fragen, wie tief dieses Loch denn tatsächlich in die Erde hineinreicht und möchte es von daher (nicht nur aufgrund des siedend heißen Wassers) tunlichst vermeiden, in dieses Becken zu fallen. Dennoch, beispielhafter kann man den Aufbau solch eines Aufstiegskanals kaum demonstrieren.
Zu allem eröffnet sich einem von hier aus ein schöner Blick auf den Großen Geysir, den Strokkur, die Blesi und weitere heiße Quellen.
Útsýnisstaður
Einzig von diesem Aussichtspunkt kann man das Haukadalur noch besser einsehen, sowie auch die Umgebung dieses Geothermalfelds. Deshalb spazierten wir nun auch noch den kleinen Hügel hinauf und bewunderten von oben das dampfende Erdreich, aus dem in regelmäßigen Abständen das “Butterfass” seine Show zum Besten gab. Danach ging es dann aber schleunigst zum Auto zurück, um sich in ein Hochtemperaturengebiet der Extraklasse (und zu einem meiner persönlichen Höhepunkte) zu begeben.
Kjalvegur – “35”
Ein schnelles Frühstück und einen flüchtigen Blick über den Gullfoss, den wir uns allerdings erst am Abend näher anschauen wollten, dann hieß es mal wieder “Pistenzuckeln”. Um genau zu sein, ging es dafür dieses Mal ein Stück entlang des 165 km langen Kjalvegurs, der 600-700 Meter über dem Meeresspiegel durch das Tal der Gletscher (= Kjölur) führt. Was heute als die technisch einfachste Hochlandstrecke gilt, war früher ein häufig genutzter, jedoch allseits gefürchteter Reitweg, auf dem man sich nie vor Überfällen sicher sein konnte.
Unmittelbar neben dieser Piste führt übrigens auch der 40 km lange Trekking-Klassiker “Kjalvegur” auf dem “Alten Reitweg” entlang. Wir hatten heute allerdings ganz anderes im Sinn, was aber nicht heißen sollte, dass uns die spektakulären Aussichten auf Islands zweit- und drittgrößten Gletscher – den Langjökull westlich und den Hofsjökull östlich des Kjölurs – verwehrt blieben.
Kerlingarfjöll
Anfahrt über die “F347“
Sobald wir vom Kjalvegur auf die F347 abgebogen waren, wurde es auch schon wieder spannender; für Flo, was das Fahrgefühl anbelangte; für mich, dem Massiv der Kerlingarfjöll nun immer näherzukommen. Irgendwann erreichten wir dann auch den Campingplatz am Ásgarðsfjall. “Doch wo sollte es jetzt genau hingehen? Von wo aus würden wir denn in das Hveradalir kommen?” – Ich hatte uns daheim extra noch sehr detailliertes Kartenmaterial besorgt, und dennoch war nicht ersichtlich, wo wir mit der Wanderung starten mussten, um die dampfenden Erdlöcher inmitten der orange-gelben Rhyolithhügel bewundern zu können. So entschieden wir uns letztendlich, der steinigen 4×4-tauglichen Jeep-Piste zu folgen, die sich in Serpentinen direkt neben der Schlucht Ásgarðsljúfur weiter bergauf wand. Während der Schleichfahrt auf dieser äußerst herausfordernden Strecke fragten wir uns immer wieder, ob uns diese “Straße” denn nun eigentlich zu unserem angestrebten Ziel führen würde. Trotzdem fuhren wir immer weiter und weiter; die Aussicht hier oben war einfach zu fantastisch, um gleich wieder umzukehren. Aber dann zeigten sie sich endlich, die bunten Berge gegenüber der dunkel aufragenden, schneebedeckten Felszacke. – Wir waren also doch richtig und meine Aufregung schier grenzenlos. Flo wusste allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ihn konkret erwarten würde. Doch schon bald war auch er hochgradig infiziert.
“Altweiberberge”
Bei den Kerlingarfjöll handelt es sich um eine 800-1500 Meter hohe Bergkette vulkanischen Ursprungs, die sich gegen Ende der letzten Eiszeit unter den Eispanzern herausgebildet hat. Dabei stechen die 3 höchsten Gipfel des Massivs weit sichtbar aus den ockerfarbenen Tafelbergen hervor. An erster Stelle der 1488 m hohe, von mehreren winzigen Gletschern umgebene, Vulkan Snækollur. Dicht dahinter folgt mit 1429 Metern der Loðmundur, der mit seiner markanten 25 m aufragenden Zinne an ein Trollweib erinnert und somit der Namensgeber dieses gesamten 150 km² großen Gebirgszugs wurde. Den “Altweiberbergen” oder auch “Trollweibsbergen” sagt man nämlich wieder einmal nach, dass hier einst eine Trollfrau entlangspaziert sein soll, die vom Sonnenlicht überrascht wurde und so zu Stein erstarrte.
Dritthöchster Gipfel ist schließlich der 1357 m hohe Mænir, dessen meist ganzjährig schneebedeckter Rhyolithgipfel über dem dampfenden Hochtemperaturengebiet Hveradalir – dem “Tal der heißen Quellen” – thront. Und genau dieses Tal war jetzt unser Wanderziel.
Wanderung durch das Hveradalir
Nahezu jeder Islandurlauber fährt nach Landmannalaugar, doch ich wollte auch unbedingt diesen etwas weniger bekannten Ort mit meinen eigenen Augen sehen und erleben. Ein ausgesprochenes Juwel, das man sich zwar etwas erkämpfen muss, aber seinem großen Bruder in wirklich nichts nachsteht. Und so stand ich nun erst einmal bewundernd da, mit dem Blick auf die orange-gelb-grün schimmernden Hügel und die dunkelbraunen vom Schnee durchbrochenen Gipfel, zwischen denen sich nahezu friedlich ein grünspanfarbener Fluss hindurchschlängelte, währenddessen überall weißer Rauch aus dem Erdreich emporstieg. Wie winzige Ameisen wirkten die wenigen Menschen auf den kleinen Brücken und den gewundenen Kämmen der ockerfarbenen Hügelketten. – Wüsste ich es nicht besser, würde ich fast schon meinen, diese symmetrisch geformten Wälle wären von Menschenhand angelegt. Doch es ist einfach immer wieder unglaublich, zu was alleine die Natur alles fähig ist. – Jedenfalls war ich jetzt ganz aufgeregt und voller Tatendrang und wusste gleich gar nicht, wo ich überhaupt beginnen sollte, dieses beeindruckende Tal zu erkunden.
So stiegen wir nun erst einmal die Holzstufen in diesen Heizkessel hinab, aus dem es aus allen erdenklichen Ecken zischte und brodelte und entsprechend faulig roch. Doch das waren wir ja inzwischen schon gewohnt. Vielmehr verunsicherte mich jetzt die Fülle an Eindrücken, die einen schier zu erdrücken drohte.
Die meisten werden vermutlich solche Situationen kennen, in denen man schlichtweg überfordert ist und gar nicht weiß, wo man eigentlich anfangen soll; wo man Angst hat, etwas zu verpassen und dadurch irgendwie gelähmt wirkt. So ging es mir jedenfalls in diesem Moment. Aber glücklicherweise war diese kurze Phase auch genauso schnell wieder vorbei, und so sprang ich mir nichts, dir nichts auf den ersten kleinen Rhyolithrücken, der sich prompt als Einbahnstraße entpuppte, da der Hang zum Mænir inzwischen abgerutscht war. Dennoch, allein schon der Blick von hier oben in die warzig aufgeworfene Hexenküche rechts und links zu unseren Füßen war jeden Extrameter wert.
Nachdem wir uns ein paar Tipps von einem anderen Fjöll-Aktivisten eingeholt hatten, konnten wir dann aber doch noch eine wirklich schöne (ca. 4 km lange) Rundtour durch dieses eindrucksvolle Hochtemperaturengebiet starten. So ging es über die ockerfarbenen Rücken, vorbei an neongrünen und silbrig-grauen Moosteppichen; über alte Schneefelder hinweg bis zum nächsten von Solfataren durchlöcherten Kamm; all das noch gekrönt von der mächtigen Gletscherzunge des Langjökulls, die hinter den bunten Bergen gleich umso weißer erstrahlte; und schlussendlich nicht weniger aussichtsreich wieder ins “Tal der heißen Quellen” hinab. – Doch Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte, und so werde ich nun gar nicht näher auf unsere Wanderung eingehen, sondern einfach unsere Aufnahmen für sich sprechen lassen.
Auf selbem Wege zurück Richtung Gullfoss
Normalerweise hätten wir jetzt noch weiter Richtung Norden zum Hochtemperaturengebiet Hveravellir fahren können. Doch wir waren der Meinung, dass das soeben Erlebte durch keines dieser Gebiete so schnell wieder getoppt werden konnte, also arbeiteten wir uns nun wie geplant wieder zurück zum Gullfoss, um den “Goldenen Wasserfall” eventuell auch noch im Licht der warmen Nachmittagssonne zu erleben, die uns schon während der Fahrt die Blicke auf die ausladenden Gletscher, sedimentgetrübten Seen, erloschenen Vulkane und die noch immer aktiven Krater zu veredeln wusste.
Gullfoss
An dem riesigen milchig-blauen Gletschersee Hvítárvatn, aus dem die Hvítá (zu dt.: der Weiße Fluss) entspringt, die wiederum den Gullfoss speist, waren wir ja soeben schon vorbeigefahren. Am südlichen Endes des Kjalvegurs stürzt dieser Gletscherfluss jedenfalls äußerst fotogen in zwei gegeneinander versetzten Fallstufen – einmal 11 und einmal 21 Meter – in die 70 m tiefe Hvítárgljúfur. Wenn man bedenkt, dass es ca. 10000 Jahre dauerte, bis die Hvítá diese eiszeitliche Schlucht ausgehobelt hat, und wie schnell doch dagegen der Mensch in der Lage ist, all das wieder zu zerstören. Dieses Schicksal sollte nämlich dem Gullfoss widerfahren, an dessen Stelle man 1920 den Bau eines Wasserkraftwerkes geplant hatte. Einzig dem beherzten Auftreten der Bauerstocher Sigríður Tómasdóttir soll es zu verdanken sein, dass dieses Vorhaben nie zu Ende gebracht wurde. Barfuß lief sie in Richtung Reykjavík, mit der Drohung im Gepäck, sich in den reißenden Fluss zu stürzen. – Etwas weniger pathetisch kam das Projekt vermutlich deshalb zum Erliegen, weil die ausländischen Investoren in der Zeit des Baustopps wohl nicht mehr solvent genug waren. – Jedenfalls setzte man daraufhin der mutigen Sigríður, auf einer kleinen Basaltsäule in der Nähe des Wasserfalls, ein Denkmal.
Als wir nun von oben auf die zweistufigen Kaskaden hinabschauten, über die sich auch dieses Mal wieder ein wunderschöner, kräftiger Regenbogen spannte, waren wir jedenfalls sehr froh, dass es heute überhaupt noch die Möglichkeit dazu gab. Nicht zu Unrecht zählt der Gullfoss übrigens zu den beliebtesten Wasserfällen Islands.
Auf einer zweiten, etwas tiefer gelegenen Plattform kann man sogar noch näher an den Wasserfall herantreten und zudem auch die Schlucht deutlich besser einsehen. Wie immer wird man dabei aber auch mehr von der feinen Gischt berieselt. Doch an diesem herrlichen Abend sollte das nicht das Problem sein, und so genossen wir nun noch die letzten Minuten dieses durchwegs gelungenen Tages.
Skjól Camping – Klappe die Zweite
Man kann wahrlich nicht schreiben “Und weil’s so schön war!”, denn aus dem Grund hatten wir ja schon am Vorabend nicht diesen Campingplatz ausgewählt. Dass wir jedoch heute noch einmal hierher zurückkamen, hatte rein praktische Gründe, da dieser Platz schlicht und ergreifend ein guter Ausgangspunkt für den morgigen Tag war. Und so stellte sich Flo jetzt mental darauf ein, endlich auch einmal bei schönem Wetter und ganz entspannt bei Windstille kochen zu können. Diese Aussicht und auch schon ausnahmsweise tatsächlich mal um 19 Uhr “Feierabend” zu haben, sollte für uns hier und jetzt der einzige Luxus sein. Doch eh wir uns versehen hatten, zogen bereits dunkle Wolken auf, und mit denen kam auch der Wind. Ein entspannter Abend? – “Wäre doch auch zu schön gewesen!”