Schneeschuhtour Rotwand – November 2017

26.11.2017 / Rotwand

Nur eine Woche später wusste ich noch immer nicht, was eine Lawine ist, aber war schon stolze Besitzerin von meinen TUBBS. Und ich kann euch sagen, die haben Flo und ich dieses Mal auch gut gebrauchen können.
Es hatte ordentlich geschneit, so dass wir mit dem Auto schon kaum zum Spitzingsee hinauf kamen. Oben waren die Leute beschäftig, die Straßen einigermaßen freizuhalten, die Wege hingegen waren noch völlig unverspurt. Doch in dem noch pulvrigen Schnee wollten wir es zuerst einmal ohne unsere Bretter ausprobieren.

Kurz nach der Wildfeld-Alm war es dann aber vorbei. Hier sind wir auch den ersten 2 Wanderern begegnet, die uns resigniert entgegenkamen. Auf der Querung zum Rotwandhaus sind sie so tief eingesunken, dass ein Weitergehen ohne Schneeschuhe unmöglich war und sie letztendlich wider Willen umdrehen mussten.
Wir hatten sie wohl etwas falsch verstanden und dachten, dass wir uns erst im Rotwandhaus anstrapsen könnten. Auf dem nun folgenden Wegabschnitt pfiff der Wind so eisig drüber, dass wir keinen gesteigerten Bedarf hatten, auch nur eine Sekunde anzuhalten.
Dazu zwang uns dann aber doch die Natur. Denn auch wir sind so tief im Schnee versunken, dass wir kaum noch herauskamen. 
Da ich bei uns immer voraus gehe, konnte Flo das Übel noch etwas abwenden. Ich hingegen bin bis zur Hüfte eingesunken und konnte mich nur noch auf allen Vieren heraus manövrieren. Ans Hinstellen war gar nicht zu denken, da man gleich wieder weg vom Fenster war, und so musste ich auf Knien wieder zurück in Richtung Flo und festen Untergrund rutschen.
Während uns der Wind alles um die Ohren gehauen hat, haben wir versucht, die Schneeschuhe mit starren Fingern anzulegen. Danach sind wir dann nur noch bis zu den Knien eingesunken, die uns dabei ganz schön weich geworden sind. Jede Sekunde waren unsere Nerven wie Drahtseile gespannt, um ja keinen Fehler zu machen.
Als wir an diesem lawinengefährdeten Hang endlich vorbei waren, wurde es auch wieder etwas angenehmer zu gehen und die Spurarbeit leichter. Nach getaner Arbeit kam uns von der Hütte her ein Trupp Übernachtungsgäste entgehen, die wohl nicht abgeneigt waren, nun unsere Fußstapfen nutzen zu durften. 


Das Rotwandhaus hatte heute den letzten Tag geöffnet. Uns reichte es aber vollkommen aus, einmal im Vorraum ans eigene Brötchen zu beißen, kurz aufzuwärmen und vor allem einmal tief durchzuatmen. Dann ging es auch schon weiter.
Wir hatten einen gute Sicht hinüber zu den Ruchenköpfen und zum Auerspitz, der Rest sollte sich auch dieses Mal wieder in Nebel hüllen.

Nun aber die alles entscheidende Frage: “Wo geht der Weg hinauf zur Rotwand?”
Ein paar Spuren konnten wir im Schnee ausmachen, doch ziemlich abrupt endeten diese auch wieder. Diejenigen, die sie hinterlassen haben, scheinen wohl auch gleich wieder umgekehrt zu sein. 
Gut, irgendjemand muss nun mal den Anfang machen, und schließlich war das auch unser ursprünglicher Plan, den Gipfel der Rotwand zu besteigen.
Leichter gesagt als getan. Wir haben also gemutmaßt, wo in etwa der Weg langgehen könnte, geschaut, wo das Kreuz ist und was sich tatsächlich im Gelände auch als ideale Linie anbietet – nach damaligen Wissensstand. Und wir waren sehr stolz, als wir es tatsächlich geschafft haben, oben anzukommen.


Lang war es uns nicht vergönnt, in stiller Zweisamkeit am frostigen Gipfelkreuz auf Hochmiesing & Co zu schauen. Wenn 2 Deppen schon mal die Vorarbeit geleistet haben, dann kann der Rest den Gipfel nun auch erstürmen. Das war für uns Grund genug, schnell wieder das Weite zu suchen.

Aber bin ich noch so gutgläubig den Berg hinauf, musste ich mich nun echt fragen, wie ich da wieder herunterkommen soll. Ich hatte echt Schiss. Das Gelände fiel teilweise sehr steil ab, und ich wollte es nicht riskieren, an der falschen Stelle ins Rutschen zu kommen. So habe ich mich irgendwann mehr auf den Hintern gesetzt und bin auf dem herunter gerutscht als auf den Brettern galant hinab zu gleiten. Ich war überglücklich als wir endlich wieder am Rotwandhaus angekommen sind und wusste, das würde mich in naher Zukunft noch viel Übung und Überwindung kosten.


Der Rest war nun ein Klacks. Unseren Aufstiegsweg hatten die nun heraufströmenden Rodler, Schneeschuh- und Tourengeher inzwischen so fest getrampelt, dass es ein Leichtes war, zu queren.
Danach ging es ganz entspannt wieder zum Auto zurück.

Fazit

Je nach Lawinenlage bietet sich dieser Weg zum Gipfel im Winter ganz gut an. Allerdings sollte man dazu schon sehr früh aufbrechen, wenn man etwas menschenscheuer ist.
Ansonsten gibt es zu anderen Jahreszeiten wesentlich schönere Routen, wo man diverse Gipfel – wie Rotwand, Hochmiesing, Ruchenköpfe, Taubenstein etc. – miteinander verbinden kann.

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