Schneeschuhtour Wallberg-Setzberg – November 2017

Da ich aufgrund erhöhter Lawinengefahr gerade nicht mit den Schneeschuhen in die Berge kann, muss ich eben darüber etwas schreiben. Auch wenn die ersten Touren nun schon über ein Jahr zurück liegen, sind viele davon mir noch sehr im Gedächtnis geblieben. Denn so oft ist es für Flo und mich viel spannender geworden als uns eigentlich lieb gewesen wäre. 
Vielleicht mag ein versierter Tourengehen dies nur belächeln, hingegen als blutiger Anfänger, die wir zu dem Zeitpunkt noch waren, hatten wir manchmal die Hosen schon ein wenig voll. Doch hat es uns auch sehr viel gebracht und uns reichlich an Erfahrungen und Routine dazu gewinnen lassen. Nun können wir uns auch selbst etwas belächeln.
Dennoch darf man die Gefahr nie aus den Augen verlieren und muss gerade im Winter hoch konzentriert bleiben und sich im Vorfeld jeden Tag über die Lawinenlage und das Wetter erkundigen, um die Routen sorgfällig planen zu können. 
Wer die Berge nur vom Sommer her kennt, kann sich nicht vorstellen, um wie viel anstrengender die Touren im Winter sind; nicht nur von der Kraft her, sondern auch, was die Orientierung angeht. Den Weg, welchen man im Sommer ganz selbstverständlich entlang geht, den sucht man nun vergeblich. Unabhängig davon wäre dieser auch nicht immer die beste Wahl, da Schnee und Gelände seine Tücken haben. 
Auch die Kälte und den Wind sollte man nicht unterschätzen. Da zu dieser Jahreszeit nicht viele Hütten geöffnet haben, sollte man immer ausreichend Proviant mitnehmen. Neben dem ist noch jede Menge an Equipment mitzuschleppen, woran man im Sommer gar nicht denkt. Mit Lawinenausrüstung, Schneeketten, Steigeisen, Pickel, 1. Hilfe Set, warmen Tee und Gewand usw. kommen mal schnell 15 Kilo zusammen.
Nun will ich euch nicht weiter langweilen, nur denen, die bisher mit Bergen und Schnee weniger zu tun hatten versuchen, ein realistisches Bild davon zu vermitteln, was es heißt, on tour zu sein.
Mutti, Vati & Co, Sorgen braucht ihr euch trotzdem keine zu machen, wir passen besser auf uns auf als ihr denkt; zumindest in diesem Winter. 😉

18.11.2017 / Wallberg-Setzberg

Kaum hatten Flo und ich uns ans Berggehen gewönnt, kam auch schon wieder der Schnee. Doch deshalb das inzwischen so lieb gewonnene Hobby aufzugeben, das haben wir nicht eingesehen. Irgendwas musste es doch geben, was man sich unter die Füße binden kann.
Gut, Teppichklopfer haben wir nur einen, kam also nicht in Frage. Also galt es, Erkundigungen einzuholen. Tatsächlich ist die Entwicklung ein wenig an uns vorbei gegangen. Bevor ich nun allerdings Flo zum Kauf eigener Schneeschuhe überreden konnte, musste der liebe “Sport Sepp” aus dem Ort herhalten und uns die “Big Feet” leihweise zur Verfügung stellen, um zu testen, ob wir uns damit anfreunden können.
Unser Glück wollten wir nun erst einmal am Wallberg versuchen. Der Liftbetrieb war gerade für ein paar Wochen eingestellt, zum Rodeln war es noch zu früh, also genau richtig für uns, um auch bei der ersten Schneeschuhtour die Einsamkeit nicht missen zu müssen. 

Wie bei Schneeketten oder Steigeisen auch, lautet die Divise, so lange es geht, möglichst darauf zu verzichten. Also haben wir die Schneeschuhe erst einmal an unseren Rucksäcken festgezurrt. 
Für mich war es schon Umstellung genug, nun plötzlich Stecken in den Händen zu halten, da ich diese selbst beim Berglaufen im Winter nur in den seltensten Fällen benutze.
Aber wie habe ich einmal so treffend gelesen: “Schneeschuhwandern ohne Stöcke kann man zwar, macht aber keinen Spaß.” Das können wir inzwischen guten Gewissens unterschreiben.

Von der Talstation aus ging es anfangs relativ unspektakulär den Forstweg hinauf. Der Weg hat keine allzu große Steigung, zieht sich dafür etwas. Aber wie schon gesagt, für eine erste Tour war das genau richtig.

Mit ansteigenden Höhenmetern wurde der Schnee nun auch mehr. Doch da dieser relativ fest war, reichten unsere Wanderschuhe vollkommen zum Vorankommen aus. 
Als wir dann endlich die Baumgrenze übertreten haben, bot sich uns ein wirklich traumhafter Blick. Gerade deshalb, weil die Kraft der Sonne noch nicht ausreichte, um durch die Wolken zu brechen und nur leicht hindurch schimmerte. Eine wunderbar mystische Stimmung, die uns fast vergessen lassen hat, wie kalt es inzwischen wurde.

Mit dem Blick zum entfernten Unterkunftshaus im Dunst und einen eiskalten Wind im Gesicht ging es schließlich weiter. Selbst der Risserkogel blitze hin und wieder ein wenig aus dem Schleier hervor.

Doch nun hieß es, sich erst einmal nach links in Richtung Wallberg zu wenden.

Auf dem Weg dorthin liegt auch die kleine “Heilig Kreuz” Kapelle. Dort mussten wir unbedingt einen kleinen Stopp einlegen, um die Aussicht zu genießen und uns in der Zeit bei einem heißen Tee warm zu halten. 

Das Gipfelkino war noch etwas dürftig, doch riss der Vorhang immer wieder leicht auf, und wir waren ganz zuversichtlich, auf dem Wallberg gänzlich im Sonnenschein zu stehen und das Bergpanorama betrachten zu können. Immerhin konnten wir schon kurz einen Blick auf dessen Gipfel erhaschen und auch von unserem zweiten Ziel, dem Setzberg.

Also ging es bald auch schon wieder weiter, vorbei an der Bergstation, und die letzten Höhenmeter hinauf zum Wallberg. Ein wenig Kraxelei war von Nöten, was hier aber nicht weiter schwierig ist. Doch mit Schneeketten hätte sich das auf den vereisten Stufen sicher besser angefühlt; vor allem später bergab. 

Nun, wie man sich vielleicht schon denken konnte, haben wir nix gesehen. Rein gar nix!!! Anstatt aufzureißen, hat es immer mehr zugezogen. Das Gipfelkreuz vermochten wir noch zu erkennen, der erhoffte Rundumblick blieb uns leider verborgen. So zogen wir unseren Aufenthalt gar nicht weiter in die Länge und sind auf dem selben Weg zurück bis zum Unterkunftshaus, und von dort dann weiter zum Setzberg.

Aber… da wir die Schneeschuhe ja schließlich nicht zum Tragen gemietet haben, mussten wir sie nun auch mal anlegen.
Über die angeharschte Schneedecke ließen wir es bergab ordentlich krachen und hatten dabei einen Fetzengaudi. Ich wusste jetzt schon, nächste Woche habe ich eigene. Juhu!!!

Wie bei fast allen noch folgenden Wintertouren kannten wir auch diesen Weg noch nicht vom Sommer her. Das hat die Orientierung nicht gerade leichter gemacht, denn der Aufstieg war gar nicht so einfach zu finden, wenn man keinen Gipfel ausmachen kann und zeitweise nicht mal mehr die eigene Hand vor den Augen. Auch hieß es nun erst mal ordentlich die Oberschenkel arbeiten zu lassen. Hingegen zum Sommer hat man nun doch einiges mehr an Gewicht an den Füßen, und glaubt nicht, dass man mit Schneeschuhen nicht einsinkt. Je nach Festigkeit der Unterlage kann man das trotzdem hüfttief und mehr. Der einzige Vorteil ist, dass es mit diesen Hilfsmitteln überhaupt erst möglich ist, sich im Schnee vorwärts zu bewegen. Wie auch immer, es hat uns richtig Kraft gekostet, den Berg hinaufzuspuren. Doch irgendwann standen wir triumphierend auch vor diesem Kreuz.


So komplett ohne Sicht konnten wir es nun tatsächlich nicht mehr riskieren, weiterzugehen. So erfahren waren wir dann auch noch nicht, und das Wetter wurde außerdem immer schlechter. Also ging es auch hier wieder über den Aufstieg hinab.

Wenn man vorher noch nicht einmal auf Skiern gestanden ist, dann gewöhnt man sich nicht so leicht ans Rutschen. Ziemlich verkrampft habe ich immer wieder versucht, das zu verhindern und bin nun erst recht das ein oder andere mal auf dem Hintern gelandet. Es fühlt sich völlig unlogisch und wieder der Natur an, das Gewicht nach vorn in den Abgrund zu verlagern; möchte man sich doch viel lieber mit den Hüften an den Hang heften. Flo als alter Ski-Hase hat mir da einiges voraus. Aber ich bin noch jung und willig, also bekomme ich auch das irgendwann noch hin. (Und habe es inzwischen auch.)

Die letzte Rast auf der Setzberg-Alm tat meinen Leichenfingern weniger gut, und so mussten wir den kleinen Steig bei der Freisinger-Hütte eben etwas schneller hinab rennen. Da es dort über Stock und Stein ging, haben wir uns allerdings leider auch schon wieder von unseren Schneeschuhen trennen müssen.
Übers Wallbergmoos kamen wir irgendwann wieder auf vertrauten Forstweg und darüber zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit:

Auch wenn die Aussichten stark beschränkt waren, haben wir es mit dem nötigen Sportsgeist gesehen und waren wirklich froh, nun eine Möglichkeit gefunden zu haben, um auch zukünftig im Winter unsere Bergtouren machen zu können – wovon noch reichlich folgten.

, markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert