Schneeschuhtour Hirschhörnlkopf – Dezember 2017

10.12.2017 / Hirschhörnlkopf

In der Jachenau ist es immer noch eine Spur kälter als in Lenggries. Der Tag startete zwar wunderbar sonnig, aber auch sehr frostig.

Eigentlich wollten wir uns heute den Jochberg anschauen. Von Flo seinem Vater haben wir allerdings den Tipp bekommen, dass das Hirschhörnl auch recht schön sein soll. So dachten wir uns, Beides ganz gut zu einer ansprechenden Tour verbinden zu können.
Über die Forststraße kamen wir noch ganz gut ohne Schneeschuhe voran, als wir nach rechts in Richtung Berg über das Brunnenmoos abgebogen sind, war es dann aber schnell vorbei mit der Gemütlichkeit.

Der kleine idyllische Steig, der sich in Serpentinen direkt durch den Wald steil nach oben windet, war aber schon gut gespurt. So konnten wir uns direkt auch einmal auf die Umgebung konzentrieren und die herrlichen Ausblicke, die man immer wieder durch die Bäume hindurch hatte. 
Bei Sonnenschein sieht doch alles gleich noch viel schöner aus. Also was sollte da bitte heute noch schief gehen?!

Als wir die Baumgrenze passiert hatten, konnte man schon die Pfund-Alm und dahinter den Hirschhörnlkopf sehen, allerdings auch die ersten Schleierwolken. Unsere Alarmglocken gingen an, denn wir wussten inzwischen wie schnell das Wetter umschlagen kann. Deshalb wollten wir auch gar nicht länger herum bummeln, sondern endlich mal einen Gipfel mit Aussicht genießen.

Doch langsam mussten wir uns ernsthaft fragen, ob jemand mit Fleiß verhindern wollte, dass wir im Winter auf den Berg gehen. Aber so schnell sind wir nicht klein zu kriegen!
Wir wollten unbedingt das Kreuz erreichen, auch wenn wir uns in dem nun immer tiefer werdenden Schnee um einiges mehr plagen mussten. 
Flo bot mir ganz gentlemanlike an, vorauszugehen, doch das lehnte ich dankbar ab. Selbst ist die Frau! Es wäre doch gelacht, wenn ich als “Bergläuferin” nicht mit Schneeschuhen hierauf kommen würde. 
Der Buckel war am Anfang noch recht breit, doch sah man schon, dass es am Grad sehr viel enger zugehen würde. Ich kannte mich mit Wechten und Co ja noch nicht wirklich so aus und schritt mit dem nötigen Respekt vorsichtig voran.

Spuren gab es inzwischen keine mehr, da nun auch noch ein extremer Wind aufkam, der sich allmählich zum ausgereiften Sturm mauserte. Eine richtige Windfahne wehte über dem Grad und peitschte uns ins Gesicht. Das schmerzte nicht nur brutal, sondern man hatte auch gar keine Sicht mehr und dass, wo es unter den Füßen eh nicht mehr so viel zum Antreten hatte. Flo meinte, so etwas noch nie erlebt zu haben, auch wenn er mit seinen Eltern früher oft in den Bergen unterwegs war. Von mir gar nicht zu reden.
Nun hieß es nur noch: Zähne zusammenbeißen, Augen zu Schlitzen formen, damit man noch ein klein wenig das Ziel im Auge behält, tendenziell eher links am Hang entlang und von den Latschen fern halten und sich gescheit konzentrieren. 
Ich hätte euch ja gern ein Foto dazu geliefert, aber es gibt Situationen, wo man durchaus an andere Sachen denkt – auch wenn es leider immer die spannendsten Momente sind.
Zumindest hatten wir uns nun endlich auch die Hardshelljacken gekauft, was das Ganze ein wenig erträglicher macht. Trotzdem ging kein Weg rein, unsere Brotzeit am Gipfelkreuz einzunehmen. Den Ausblick auf Jochberg, Herzogstand, Heimgarten, Rabenkopf, Benediktenwand usw. wollten wir uns noch ein anderes mal unter besseren Bedingungen genehmigen, wenn wir dann hoffentlich die Augen ganz aufbekommen.

Nun ging es wieder runter zur Pfundalm, wo wir uns in Decken gewickelt ein wenig aufgewärmt und erst mal etwas gegessen haben, um für den nächsten Kraftakt gewappnet zu sein.


Um zum Jochberg zu gelangen, mussten wir als nächstes zur Kotalm hinüber queren. Das Problem war schon einmal, sich vorzustellen, wo in etwa der Weg verlaufen könnte. Die letzten Spuren waren um die Pfundalm herum auszumachen, da die meisten, die den Hirschhörnlkopf begehen, über den gleich Weg wieder hinabsteigen – was im Nachhinein betrachtet vielleicht auch die bessere Idee gewesen wäre. Aber so konnten wir zumindest unseren Erfahrungsschatz etwas erweitern. 
Auf jeden Fall ist der Weg durch den Wald nicht immer der sicherste. Zum einen muss man sich wirklich extrem am Geländeaufbau und den Bäumen orientieren, denn wenn es überhaupt Markierungen gibt, dann verstecken die sich meistens erfolgreich unterm Schnee. Zum anderen gibt es immer wieder Einschneidungen, an denen die Hänge leicht in Bewegung geraten können und das teilweise auch schon sind.
Der Schnee war eh sehr weich und rutschig, aber an diesen Stellen hatte man besonders zu tun, hindurch zu kommen. So ganz geheuer war mir das nicht, und ich würde mir inzwischen auch genau überlegen, wann ich da entlang gehe. Aber inzwischen sind wir zum Glück auch schlauer.
Kurz vor der Kotalm wurde es etwas entspannter, und wir konnten schon einen Blick auf den Jochberg werfen.

Der Blick auf unsere Uhr hat uns nun allerdings den Wind ein wenig aus den Segeln genommen. 
Gut, lass es uns es trotzdem versuchen! Immerhin war der Hang oberhalb der Hütte schön vom Wind verpresst, und man konnte mit den Schneeschuhen angenehm darüber spazieren. Leider ging das nur ca. 50 Meter so, dann hatten wir auch schon wieder den Schlamassel.
Doch das eigentliche Problem war erneut, wo genau der Weg sein soll. Wir kletterten über einen Weidezaun, gingen daran entlang nach links und schauten von einem Absatz herab in ein Flussbett. Hier konnte der Weg also unmöglich weitergehen. Also wieder alles zurück und auf der rechte Seite noch einmal suchen. Aber auch da sah nichts nach einem Aufstieg aus. Noch eine letzte Chance genehmigten wir uns. Wir gingen oberhalb an der Alm vorbei und sahen von Weitem noch ein paar Wegweiser aus dem Schnee ragen. Bingo! Diesen sind wir dann siegessicher gefolgt, bis die roten Farbkleckse an den Bäumen schon sehr bald mitten im Wald aufgehört haben und wir schon wieder vor einem Flussbett standen, durch was wir nicht durchgehen wollten. Und selbst wenn wir das getan hätten, wie wäre es dann weitergegangen? Zu allem Unheil war es nun schon ziemlich spät geworden, und das Wetter wollte ums Verrecken auch nicht besser werden. 
Es half alles nichts, wir mussten an dieser Stelle die Tour abbrechen und von Plan B Gebrauch machen. Der sah vor, über die Kotalm wieder ins Tal hinab zu gehen.

Inzwischen hatten sich noch ein paar Verrückte zur Kotalm verirrt. Die 2 Damen waren wirklich überglücklich, dass wir für sie gespurt haben, da sie den Weg bisher nur im Sommer gegangen sind und sich im Winter sonst nie zugetraut hätten. Wir meinte nur, dass wir ihn noch gar nicht kannten, aber uns freuen, endlich mal wieder jemanden zu begegnen.

Für den Rest zogen wir es dann aber vor, auf dem Forstweg zu bleiben, wo zwar auch sehr viel Schnee lag, den man aber nicht mehr so leicht verfehlen konnte.
Schauen wir mal, was uns nächstes Wochenende nun erwartet. 😉

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