Ähm, 3 Länder in nicht einmal 3 Wochen zu bereisen, war tatsächlich ganz schön ambitioniert. Im nächsten Jahr begnügen wir uns wieder nur mit einem Land. Trotzdem bereuen wir es nicht, es so gemacht zu haben. Wie immer haben wir viel gesehen und viel erlebt. Danke noch einmal an alle, die uns virtuell in meiner Gruppe begleitet haben. Wie versprochen, hier nun der ausführlichere Reisebericht. Ich wünsche euch viel Spaß und vor allem Geduld beim Lesen. 😉
Wir haben uns zwar bereits letztes Jahr sehr viel von Vietnam angeschaut, doch hat es mir keine Ruhe gelassen, dass wir die Bergvölker in Sa Pa nicht besucht haben. So entschieden wir uns zu Lasten von Laos dafür, zuerst noch einmal hierher zurück zu kommen, damit mir nicht für immer “hätte”, “wäre” usw. durch den Kopf gehen würde.
01./02.10.2018 – Wie immer Traaaaannnnsfer
Dieses Mal haben wir alles richtig gemacht. Man lernt ja zum Glück immer dazu. Schon von Lenggries aus haben wir uns auf 100% selbständige Organisation eingestellt und sind mit dem Zug zum Flughafen gefahren. Überpünktlich passierten wir die letzte Kontrolle und haben uns somit den Sprint zum Gate erspart.
Visa waren alle im Vorfeld besorgt, die Zugtickets für die Weiterfahrt von Ha Noi nach Ninh Binh und zurück auch, unsere Unterkunft vom Vorjahr wieder gebucht, und das Wichtigste, wir waren darauf vorbereitet, dass wir nun einfach 2 Tage auf unserem Hintern sitzen und geduldig sein müssen. Sich in Geduld und Akzeptanz zu üben, das hat uns dieses Jahr sehr viel geholfen.
Das Einzige, was ich mir in Zukunft wieder sparen werde, sind diverse Selbstversuche in Sachen Schlafmitteln. Einmal und nie wieder! Denn wenn es hier und da im Flugzeug zwickt, dann helfen die auch nicht beim Einschlafen; dafür tappst man am nächsten Tag wie ein Zombie umher. Was allerdings Wunder bewirkt: 3 Wochen in Asiens Betten und Zügen, dann schläft man auf dem Rückflug fast wie ein Baby.
Lange Rede, kurzer Sinn, wir sind komplikationsfrei in Ninh Binh am frühen Abend angekommen, nachdem wir uns nur kurz im wunderschönen Ha Noi die Füße vertreten und einen ersten leckeren vietnamesischen Kaffee probiert haben, um an “alte” Zeiten anzuknüpfen.
03.10.2018 – Trockene Halong-Bucht (Ninh Binh / Tam Coc)
Die “Trockene Halong Bucht” war eins unserer Highlights im letzten Jahr. Deshalb wollten wir hier gerne noch einmal hin und die Spots erkunden, wozu uns die Zeit damals nicht gereicht hat.
Wir haben uns auch dieses Mal Fahrräder gemietet und sind schon 7 Uhr losgedüst. Es gibt nichts Schöneres, als einen Asien-Aufenthalt in der Natur mit einer Horde Wasserbüffel einzuläuten.
Unser erstes Ziel war Hang Mua, was soviel wie Mua-Höhle bedeutet. Doch wir waren in dem Fall an keiner Höhle interessiert, sondern an der prächtigen Aussicht, die sich einem von ganz oben über die grünen Reisfelder zwischen Karstfelsen und Flüssen offeriert. Dafür wagt man einen schweißtreibenden Anstieg über 500 Stufen zu einer Statue von Quan Am (Göttin der Gnade) und zu dem Drachen, den man von überall schon aus der Weite auf dem Berg erkennen kann.
Leider hat die Sonne am frühen Morgen noch etwas gestreikt, so dass die Felder nicht in dem Bilderbuch-Neongrün erleuchteten. Aber es hat immerhin nicht geregnet, und man konnte überhaupt etwas von der Landschaft sehen. Egal welches Wetter, der Ausblick von hier oben ist grandios.
Weiter ging es nach Tam Coc. Hier kommt das Gros der Touris unter, was man auch spürt. Wir sind froh, uns wieder einmal für Ninh Binh als Anlaufpunkt entschieden zu haben, wo man sich noch mittels unserer 20 erlernten vietnamesischen Wörter zu verständigen versucht und das isst, was auf den Tisch kommt.
Apropos Essen, die für uns zubereiteten Nem ram waren sau köstlich. So lohnt es sich, auch mal eine halbe Stunde zu warten. Man muss nur schauen, wo es nicht so touristisch aussieht, dann bekommt man was Leckeres für wenig Geld; zumindest in Vietnam. *lach*
Das war aber auch schon alles, was wir von Tam Coc mitbekommen haben, denn wir hatten uns auch dagegen entschieden, die Bootsfahrt durch die Höhlen mitzumachen. Zu viel Negatives hat man gelesen, und außerdem haben wir in der Richtung letztes Jahr schon Vieles und Besseres gesehen. Aber wir bekamen einen guten Tipp von unserer Vermieterin Kim Lien, und so konnte nun nichts mehr schief gehen, um mit dem Radl genau die Spots zu finden, die uns persönlich interessiert haben.
Als letztes ging es noch zur Bich Dong Grotte. Nix Großes, aber die Anlage liegt ganz idyllisch an einem kleinen Teich mit Seerosen. Am Fuße des Felsens befindet sich eine kleine Pagode, die Grotte selbst ist nach einigen Stufen etwas weiter oben in den Fels gebaut.
Geht man danach noch ins “Verborgene Tal” zur Tropfsteinhöhle, passiert genau das, was man in den “Orangen Seiten” lesen kann. In fließendem Vietnamesisch erklärt einem der Höhlenwärter ausführlich sämtliche Stalaktiten und Stalagmiten. Wäre die Luftfeuchtigkeit gefühlt nun nicht noch von 100 auf 200 % geklettert, hätte ich es noch lustiger gefunden. So dachten wir uns nur “Nie wieder!”, wenn ein paar Tage später nicht noch die laotische Variante gefolgt wäre…
Alles in allem ganz nett, aber kein Vergleich zu den Eindrücken vom Vorjahr, wo wir Trang An und die Bai Dinh Pagode besucht haben.
Trotzdem bereuen wir es nicht, hier gewesen zu sein.
Am späten Nachmittag ging es allerdings wieder nach Ha Noi zurück und von dort 2 Stunden später mit dem Nachtzug zum eigentlichen Ziel in Vietnam für dieses Jahr – Sa Pa.
04.10.2018 – Bergvölker in Sa Pa
Flo liebt es, ich inzwischen auch; die Nachtzüge in Vietnam. Pünktlich, günstig, gründlich, unserer Erfahrung nach sauber, mehr oder weniger gemütlich, immer schön laut, so dass einem ein einzelnes Geräusch nicht mehr stört, in jedem Fall aber ein Erlebnis. Wie haben wir das die Wochen danach vermisst. Aber China lässt hoffen…
Mit den Hähnen sind wir in Lao Cai, der Grenzstand zu China, aufgewacht. Von dort ging es nur noch mit dem Bus weiter, in die kälteste und am höchsten gelegene Stadt in Vietnam, auf 1600 hm.
Zum Glück bin ich inzwischen schwindelfrei und ziemlich tiefenentspannt, trotz der abenteuerlichen Überholmanöver des Busfahrers die Serpentinen auf- und abwärts.
Der Tag war noch jung, und so hatten wir alle Zeit, uns schon einmal ein Bild von Sa Pa zu machen.
Es kann von Vorteil sein, wenn man vorher schon weiß, dass man hier keine 2 Sekunden allein ist, und es nichts bringt, sich aufzuregen, selbst wenn die geschäftigen Frauen einen bis vors Hotel begleiten, um ihre Waren feil zu bieten.
Ich habe es also mit Humor gesehen, denn schließlich waren wir ja hier, um die ethnischen Minderheiten zu erleben, egal wie kommerzialisiert es inzwischen schon ist.
Da das Wetter sehr viel besser als erwartet war, und wir sogar den Fansipan (Anm.: mit 3143 m der höchste Berg Vietnams) sehen konnten, haben wir unsere Pläne spontan etwas geändert und uns einen Roller gemietet. Zuerst sollte es auf den Berg gehen, danach wollten wir die Gegend etwas erkunden und schon einen Eindruck von den Reisterrassen und den Bergvölkern gewinnen.
Doch dann musste alles wieder über den Haufen geschmissen werden. So schnell konnte man gar nicht schauen, war der Fansipan innerhalb weniger Minuten komplett im Nebel verschwunden.
In den folgenden Tagen haben wir noch ein paar Versuche gestartet. Doch ein sichtfreies Fenster von 10 Minuten am Tag reicht dann doch nicht aus; nicht einmal, wenn man die Seilbahn nimmt. Hätten wir zu dem Zeitpunkt schon gewusst, dass uns die Fahrt für 2 Leute 140,- EUR kostet, dann hätten wir gleich gar nicht mit dem Gedanken gespielt. Alternativ 4 Tage Fußmarsch zum Gipfel wäre zeitmäßig eh nicht drin gewesen.
Also, den höchsten Berg von Vietnam haben wir schon mal nicht gesehen; aber hätten wir auch nicht, wenn wir oben gewesen wären.
So ging es nun weiter, mit dem Roller den Tram Ton Pass entlang. Mit ca. 1995 hm ist er der höchste Gebirgspass von Vietnam und markiert die Wetterscheide. Während Sa Pa der kälteste Ort den Landes ist, ist Lai Chau auf der anderen Seite, einer der wärmsten.
Die Ausblicke von hier oben waren toll, doch Berge und Wasserfälle kennen wir von zu Hause genügend. Wie besannen uns also darauf, weswegen wir eigentlich hierher gekommen sind und fuhren schließlich wieder zurück nach Sa Pa.
Irgendwann hat es mir dann aber gereicht. Alles nur im Vorbeifliegen vom Roller aus zu sehen, ging mir ziemlich auf den Sack. So haben wir ihn geparkt, um per pedes in das etwas weiter entfernte Sin Chai zu marschieren; ein kleines H´mong Dorf mit ca. 100 Haushalten.
Wie in jedem anderen Örtchen der Umgebung, ist auch hier ein Eintrittsgeld zu entrichten. Doch es schmerzt nicht, wenn man weiß, dass die Dorfbevölkerung versucht, davon ihr Leben zu bestreiten.
H´mong bedeutet soviel wie “frei”. Im 19. Jahrhundert ist dieses Nomadenvolk, welches eins der größten Minderheiten in Vietnam ist, aus China ins nördlichen Bergland eingewandert und dort sesshaft geworden. Es ist ein stolzes Volk, welches an seiner Unabhängigkeit festhält und sich nicht assimilieren lassen will. Die Brandrodung haben sie zwar inzwischen zum Großteil aufgegeben, leben nun aber verarmt als Bauern von der Viehzucht und dem, was der Tourismus ihnen einbringt. Also braucht es einen nicht zu wundern, wenn das erste Wort, was sie in Englisch lernen, “Dolla” ist. 😉
Man kann sich daran stören, man kann aber auch mit interessierten Augen schauen, wie sie leben und mit offenem Herzen den Menschen begegnen.
Bei den H´mongs gibt es 5 verschiedene Stämme, die sich nach den Farben ihrer Kleidung benennen: Schwarze, Weiße, Grüne, Rote & Blumen-H´mong. In der Gegend von Sa Pa trifft man zumeist auf Schwarze H´mongs, die ihre Kleidung mit Indigo dunkel einfärben und dadurch selbst blaue Hände haben. Vor den Häusern sieht man oft große Fässer stehen, welche die H´mongs zum Färben nutzen, lange Stoffbahnen, die sie zum Trocknen auf den Wegen ausbreiten oder auf Leinen aufhängen.
Hingegen zu den meisten anderen ethnischen Minderheiten bauen sie als einzige ihre Häuser nicht auf Pfählen, sondern am Boden meist aus Lehm, Bambus und Stroh. Als Besonderheit gilt, dass diese nur auf einem Grundstück errichtet werden dürfen, welches von einem Vorfahren gesegnet wurde.
Nicht zu vergessen der Reisanbau. Ein typisches Bild für die Gegend um Sa Pa sind die Berghänge mit ihren schon fast künstlich grünen Terrassen, wohin und wie weit das Auge reicht. Leider waren wir einen Monat zu spät und der Reis schon geerntet. Doch auch die mit Lehmwasser gefüllten Terrassen, aus dem nur noch die Strohstoppeln herausragen, sehen noch beeindruckend aus. Dazwischen immer und überall Wasserbüffel, die aus keinem Haushalt wegzudenken sind, und wenn sie nicht arbeiten und den Acker umforsten, schützen sie im schlammigen Nass ihr Fell vor Insekten oder pissen zu Weilen einfach schamlos hinein. *ggg*
Wir fanden es für den ersten Tag schon einmal sehr aufschlussreich, was wir in Sin Chai zu sehen bekommen haben. Trotzdem fühlt man sich wie ein kleiner Voyeur.
Zum Abschluss unserer ersten Erkundungen haben wir uns in einem Café oberhalb des kommerziellen Dörfchens Cat Cat einen typisch Vietnamesischen Cà phe Sua Dá (starker speziell zubereiteter Filterkaffee mit viel süßer Kondensmilch und Eiswürfel) gegönnt. Von dort hat man einen herrlichen Blick hinunter ins Tal und die wenigen verbliebenen Reisterrassen.
Wir freuten uns auf die kommenden 2 Tage, an denen wir mit einer einheimischen Dzay eine Trekking-Tour ins schöne Muong-Hoa-Tal unternehmen wollten.
Doch noch war der Tag nicht ganz vorüber und noch etwas Zeit, Sa Pa selbst etwas besser kennen zu lernen. In den meisten Führer steht geschrieben, dass diese Stadt recht hässlich wäre und nur Ausgangspunkt für die Touren in die umliegenden Dörfer sein soll. Ganz so haben wir es nicht empfunden.
Auch wenn es nicht so viel zu sehen gibt, hat es doch einen gewissen Flair, mit all den bunten Häusern, dem See mit seinen Schwanenbooten in der Mitte, den etwas kühleren Temperaturen, so dass es früher ein interessantes Ziel für Sommerfrischler war, in dem sogar Erdbeeren angepflanzt werden und es als einziges vorkommen kann, dass es im Winter mal schneit; und vor allem mit all den H´mongs und Dzaos, die umherwuseln. Eine haben wir uns dann geschnappt, um unserem Geburtstagskind in Deutschland zu gratulieren – in bestem Englisch.
Noch ein leckeres Abendbrot, dann die erste Nacht mal wieder in einem richtigen Bett; hart aber gerecht!!!
05./06.10.2018 – Trekking-Tour Muong-Hoa-Tal / Sa Pa
Bevor es los gehen sollte, haben wir uns noch einmal in einer kleinen Garküche gestärkt, welche wir am Vortag schon für uns entdeckt haben. Wie so oft, können wir nicht sagen, was wir genau gegessen haben; aber es war sehr lecker.
Unsere Eagle Creek Taschen waren zum Mini-Rucksack umgebaut und wir für unsere Tour bereit. Erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann. Das hat uns das Jahr auf zahlreichen Treks und Fernwanderungen gelehrt.
Pünktlich 8:30 holte uns Mychau im Guesthouse ab. Bis heute bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, welchem Volk sie angehört. Sie trug den indigofarbenen Rock und die Gamaschen der schwarzen H´mong, doch der Kopfschmuck und die typische Oberbekleidung fehlten. Sie selbst sagte, dass sie eine Dzay sei… Na wie auch immer, sie war eine freundliche, gut Englisch sprechende junge Frau und hat uns routiniert zu den Dörfern der Schwarzen H’mong, Dzay und Rote Dzao geführt.
Doch zuerst ging es schön bergauf auf den Sa Seng Mountain. Gut, dass wir uns auf winterliche Temperaturen eingestellt und entsprechend gekleidet haben. Bei 26 Grad und inakzeptabel hoher Luftfeuchtigkeit waren wir froh, wenigstens konditionsmäßig allen anderen Trekkern ein Schnippchen schlagen zu können. Und so haben wir keine Gelegenheit versäumt, mit unserer kleinen Dzay alle Wandergruppen schnell hinter uns zu lassen. Blöd nur, dass man dann schon nachmittags um drei am Ziel ist, weil die Kilometer auch nicht länger werden, wenn man fixer unterwegs ist. Auch wenn sich Mychau am Ende der Tour gegenüber unserer Gastgeberin geäußert hat, dass wir ganz schön Gas gegeben hätten, mag man sich wundern wie schnell sie selbst mit ihren kurzen Beinen unterwegs war.
Vom Sa Seng hatten wir einen schönen Ausblick nach Sa Pa und den Fansipan auf der einen, das Muong-Hoa-Tal auf der anderen Seite.
Leider war es nur etwas diesig, so dass man nicht so viel erkennen konnte wie erhofft. Doch nach all der Hockerei der letzten Tage waren wir froh, endlich wieder länger in der Natur zu sein, und das möglichst zu Fuß. Wir haben uns an vielen Kleinigkeiten erfreuen können, die insgesamt etwas Besonders für uns waren.
Zum Beispiel die Zikaden; unglaublich, welchen Lärm diese machen. Doch wenn man erst mal aus der Nähe sieht wie groß sie sind, dann wundert einen nichts mehr.
Ziemlich oft konnten wir einen Blick auf die inzwischen abgeernteten Reisterrassen erhaschen, mittendrin ein paar einfache Hütten, Büffel die baden, Hanfsträucher, hier eine kleine Entenfamilie, dort ein Schwein; an Tieren sollte es nicht mangeln.
Die Hanfpflanzen dienen den Bergvölkern im Übrigen zur Herstellung ihrer Kleidung. Manch Deutscher würde sich daran sicher lieber berauschen. Ich tue es unterdessen an Eindrücken, Flo manchmal an Reisschnaps…
Immer wieder kann man sehen, dass die Mütter ihre Babys kunstvoll in Tüchern über die Schultern und um die Hüften auf den Rücken schnallen. So haben sie sie stets bei sich und die Hände zum Arbeiten frei.
Auch wenn ich mir das zuweilen etwas anstrengend vorstelle, entsteht dadurch eine sehr enge Mutter-Kind-Bindung.
Ich habe mich so gefreut, dass ein Schwager Mychau ihr Baby mit dem Moped vorbei gebracht hat, nachdem wir den anstrengenden Teil der Tour hinter uns hatten und ins Tal hinab gestiegen sind, auch wenn ich von da an unter ständiger Beobachten stand. Wohin sollte das arme Ding auch sonst schauen.
Wie erwähnt, waren wir schon 15 Uhr an unserem Homestay. So beschlossen Flo und ich, das kleine Dzao Dorf Ta Chai allein zu erkunden. Einen Wasserfall sollte es geben, den wir uns anschauen wollten. Doch im Nu war die eine Führerin gegen eine andere bzw. zwei ausgetauscht. Ungefragt! 2 kleine Mädchen haben sich, schneller als wir schauen konnten, an unsere Fersen geheftet und wollten uns den Weg zeigen. Ich hab es relativ gelassen gesehen und Flo versucht zu verklickern, dass das hier nun mal so ist. Also haben wir die Geschenke angenommen, die unsere 2 kleinen Freundinnen aus Gras gebastelt haben und uns bis zum Wasserfall begleiten lassen. Für nur ein Stündchen traute Zweisamkeit habe ich ihnen versprochen, auf dem Rückweg wieder bei ihnen vorbeizukommen. Deal ist Deal!!!
Nach unserer kurzen Wanderung, wo wir tatsächlich mal eine Horde Kinder gesehen haben, die uns nicht gleich was verkaufen oder “Dolla” wollten, sind wir bei einem der Mädels aufgeschlagen.
Ich habe mir bei ihr eins dieser typisch bunt-karierten Kopftücher gekauft, was ich eh unbedingt mitnehmen wollte. Ein ganz spezielles und persönliches Andenken, das zuhause großen Zuspruch findet.
“Homestay” heißt in der Zwischenzeit so ziemlich alles, nur nicht mehr das, was es im Ursprung bedeutet hat. In unserem Fall waren wir aber tatsächlich bei einer einheimischen Familie in ihrem Haus untergebracht. Das war eine der interessantesten Erfahrung für mich.
Auf Matratzen haben wir auf dem Dachboden geschlafen, die Familie hinter Brettern und Vorhängen quasi nebendran. Die einzige Tür, die es gab, war die zum großen Eingangsbereich, welcher auch als weitere Schlafstätte, Vorratskammer, Hausaltar und was auch immer diente.
Verschlossen wurde alles erst nachts, wenn der Letzte sich von draußen nach drinnen begeben hat.
Ich war überrascht, dass sie im Freien immerhin schon eine richtige Toilette und Dusche hatten. Eigentlich war ich auf das Schlimmste vorbereitet und sah mich schon mit dem Schöpfeimer aus dem hauseigenen Gemeinschafttrog waschen, ganz wie man es von den öffentlichen Toiletten in Asien kennt, die keinen westlichen Einfluss haben. Obwohl, irgendwie hätte ich es trotzdem super gefunden, mal ganz urig zu hausen. Aber, gönnen wir auch dem ärmsten Volk seinen Fortschritt. Allerdings ist nachts aufs Klo zu müssen nicht so prickelnd, noch dazu, wenn man dabei nicht die ganze Familie wecken will.
Es hatte sich noch ein weiteres Paar aus Belgien bei unserer Familie einquartiert. Im Nachhinein betrachtet was das eher eine schlechte Idee. Doch dazu später. Jetzt gab es erst einmal ein super leckeres Essen, welches die Hausherrin eigens für uns alle zubereitet hat. Sie selbst, Mychau, die Belgier und wir, haben uns alle zusammen an einen Tisch gesetzt und von jedem Tellerchen genascht, so wie das in Asien üblich ist; ich etwas mehr, andere vielleicht weniger.
Später wurden die Teller abgeräumt und vom Herrn des Hauses gegen hochprozentigen Reiswein ausgetauscht. Ein fataler Fehler, vor allem die zweite Flasche.
Nach und nach sind alle Familienmitglieder und Mychau ins Bett verschwunden. Die 4 Europäer mussten immer wieder “Mot, Hai, Ba,… Joooo” (“1-2-3, g’soffe”) üben. Wenn die Damen wissen, wann es besser ist aufzuhören, müssen sich die Herren, die man eigentlich schon ganz gut erzogen hatte, mal wieder auf Machtspielchen einlassen. Das kann einfach nicht gut gehen. Doro sollte mal wieder Recht behalten, Flo durfte aus Schmerz lernen und wird nun hoffentlich nicht mehr so schnell widersprechen. Punkt!!!
Der nächste Tag hätte so schön beginnen können.
Die Matratze kuschelig weich, die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf der Nase, die Vögel zwitschern. Ich recke mich, schiebe das Moskitonetz zur Seite, freue mich auf den Tag… Cut!!! Flo ist es schlecht. Todesmutig gibt er seinem Mageninhalt eine Chance schneller als seine Beine zu sein. Sieg! Treffsicher landet der Reiswein von gestern im Wohnzimmer unserer Gastgeber. Egal wie zurückhaltend Flo normalerweise ist, der Würgeruf war nicht zu überhören. Ich lass ihn wissen, was ich davon halte und traue mich so schnell nicht mehr vom Dachboden. Zum Glück wollten wir heute abreisen.
Auch wenn wir an diesem Tag noch viel vorhatten, Flo’s Frühstück durfte ich gleich mit essen. Er hatte dann einen Tag ganz schön zu leiden, und ich habe ihm gerne dabei geholfen. Strafe muss sein…
Die heutige Strecke war gar nicht mehr so lang, aber dafür hatten wir am Nachmittag noch etwas Zeit für Sa Pa. Auf dem Weg kamen wir durch einige Dörfer der ethnischen Minderheiten und sahen sogar ein paar Terrassen, wo noch etwas Reis erntereif und leuchtend grün im Wasser stand. Zu gerne hätten wir mehr davon gehabt.
Lao Chai war dann das Endziel unserer zweitägigen Trekking-Tour. Dort haben wir endlich auch einmal die Roten Dzao zu Gesicht bekommen, benannt nach den roten Turbanen der Frauen, die sich normalerweise den Kopf und die Augenbrauen abrasieren.
Die Dzao oder Dao sind ein fleißiges Volk und betreiben Ackerbau, Papierherstellung und Webkunst.
Ich war wirklich überglücklich, sie nun zu Gesicht und auch vor meine Linse zu bekommen. Mission erfüllt.
Zurück in Sa Pa wollten wir uns nun doch noch Cat Cat anschauen. Eigentlich hatten wir uns gegen dieses durchkommerzialisierte Dorf ausgesprochen. Doch irgendwie mussten wir es der Vollständigkeit halber doch noch sehen, und etwas Zeit hatten wir ja auch noch.
Alles in allem ist es schon sehr kitschig und hat eigentlich überhaupt nichts mehr mit den Bergdörfern zu tun, die wir bisher besucht haben. Dort leben keine Leute mehr in den Häusern, es ist für Touris gemacht und gleicht eher einem Freizeitpark. Aber genau darin lag dann doch auch wieder der Reiz, Asiatische Touristen zu erleben, wie sie im Wonderland posieren und ihren Spaß haben.
Außerdem gab es dort jede Menge Verkaufsstände, wo man den H´mong Frauen dabei zuschauen kann, wie sie ihre Waren besticken; ihre Babys immer mit dabei. Und ich habe wenigstens eine Blumen-H´mong gesehen. Juhu!
Nun hieß es aber, Trekking-Rucksäcke wieder vom Guesthouse einsammeln und uns von unserer freundlichen Gastgeberin und ihrem Sohn “Happy” zu verabschieden. Dann ging es mit dem Bus nach Lao Cai und am späten Abend mit dem Nachtzug zurück nach Ha Noi.
07.10.2018 – Geliebtes Ha Noi
Oh du schönes Ha Noi, es ist immer wieder herrlich, wiederzukommen. Wir lieben diese Stadt. Eben gerade weil wir schon alles gesehen haben, konnten wir hier ein paar ganz entspannte Stunden verbringen, noch einmal die Altstadt und den Hoan Kiem See besuchen, dieses Mal endlich die Sonnenstrahlbrücke ohne Gewand sehen und Ecken erkunden, die vor lauter “Wir haben Zeit” sich womöglich kein anderer Tourist anschauen würde. Oder wer kennt schon den Thien Quang und den Bay Mau See im Süden der Stadt? Dort waren wir schlichtweg die Attraktion, wie wir ganz entspannt auf einer Parkbank am Wasser unsere Unterlagen geordnet und Führer gewälzt haben, gerne zu einen Smalltalk mit jungen Einheimischen bereit.
Noch ein letztes Mal wollten wir uns die beste Bun Cha der Welt genehmigen und haben sogar die Garküche vom Vorjahr wieder gefunden. Bis auf ein paar kleine Änderungen hat es sie tatsächlich noch gegeben, und die Bun war lecker wie eh und je.
Am frühen Abend ging es nun aber mit dem Flieger weiter nach Laos.
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