Sächsische Schweiz – Juli 2018

Wir haben inzwischen in der Sächsischen Schweiz schon so ziemlich alles abgegrast, was Rang und Namen hat. Eigentlich war nur die Häntzschelstiege das, was wir unbedingt noch einmal machen wollten. Doch wenn wir uns schon mal in der Ecke aufhielten, dann sollte es bitte etwas mehr sein. Der einzige weiße Fleck auf der Landkarte war noch Hinterhermsdorf mit der Oberen Schleuse, und so haben wir uns entschieden, in dieser Gegend noch ein bisschen was zu erkunden.

21.07.2018 / Hinterhermsdorf-Obere Schleuse-Königsplatz-Brüdersteine-Kirnitzsch

Wir hatten uns wohl gerade die beste Zeit zum Wandern ausgesucht, in großen Teilen Deutschlands herrschte derzeit eine üble Dürreperiode. Doch da wir davon in Bayern verschont blieben und uns im Moment eher über ein zuviel an Regen beklagen mussten, kamen uns die hohen Temperaturen ganz Recht – zumindest noch in der Früh, in der Kirnitzschklamm.
Das dachte sich wohl außer uns keiner, denn um 8 Uhr waren wir noch vollkommen allein. Der Fährbetrieb startete erst eine Stunde später, und so sahen die meisten wohl noch keinen Anlass darin, früher aufzukreuzen.

Hingegen zur Edmundsklamm in der Böhmischen Schweiz gibt es hier allerdings oberhalb des Flusses einen kleinen Trampelpfad, so dass man nicht zwingend auf einen Kahn angewiesen ist. Das kam uns natürlich sehr gelegen, so konnten wir auf dem Hinweg von oben in die Klamm hinabschauen und uns dafür auf dem Rückweg zur Oberen Schleuse staken lassen. 


Die Kirnitzsch bildet gewissermaßen die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Man kann es vom Boot aus auch immer wieder an den Grenzsteinen erkennen, auf denen man die alten Markierungen der DDR kunstvoll mit einem fetten “D” überpinselt hat.

Im 16. Jahrhundert diente der Fluss der Holzflößerei. Um ihn befahren zu können, musste man mittels Schleusen das Wasser anstauen. Die Obere und die Niedere Schleuse zählten einstmals zu den größten Stauanlagen der Sächsischen Schweiz. 
Heute wird ein kleiner Abschnitt für entgeltliche Kahnfahrten genutzt, während der man ganz ähnlichen Phantasiegestalten wie in der Edmundsklamm begegnet. Gelernt ist halt gelernt.
Allerdings zum Baden lädt das Flüsschen weniger ein, die Temperaturen übersteigen selbst im Sommer nur selten 8 Grad. 

Am Hermannseck ging es aber erst einmal wieder weg von der Klamm. Zum Glück ist es möglich, über 2 Varianten nach oben zu steigen, denn der steilere Weg führt über kleine Eisenstufen durch einen immer enger werdenden Felsspalt, wo garantiert nicht jeder hindurch passt. Ich mag mir das ganz nicht vorstellen, wie es aussieht, sollte doch einmal jemand seinen Körperumfang unterschätzt haben…

Ganz entspannt sind wir nun über gut ausgebaute Waldwege zum Aussichtspunkt am Königsplatz mit den Dreibrüdersteinen und weiter auf kleine Wurzelsteigen zu den Brüdersteinen.
Um ehrlich zu sein, fanden wir es ganz nett hier oben, aber wir haben in der Vergangenheit schon so Vieles in der Region gesehen, was wir eher weiterempfehlen können.


Der Weg zurück übers Kirnitzschtal hat uns dann allerdings schon wieder besser zugesagt. Die Felsen, die Bäume, das Wasser, die ganze Umgebung war so wunderbar grün, und allein das Rauschen des Flusses machte die Hitze etwas erträglicher. 

Nachdem wir die Niedere Schleuse ein wenig inspiziert hatten, mussten wir aber erst einmal nach einem geeigneten Plätzchen suchen, um unsere Füße herunter zu kühlen. Ich wäre am liebsten ganz ins Wasser eingetaucht, aber Flo reichte es schon, dass seine Zehen schockgefrostet waren. Männer!!!


Als sich endlich der befestigte Weg dem Ende neigte, wurde es langsam auch wieder uriger. Über einen kleine Wiesenpfad kamen wir an riesigen Farnen vorbei, die zumindest mich vollends überragten.

Danach mussten wir aber erst einmal wieder das Flussufer verlassen. So schön der Weg nach oben entlang der Rabensteine auch war, suchten wir nach einem geeigneten Abstieg zurück in die Klamm.

Aus der Karte war das alles andere als ersichtlich, und so konnten wir uns irgendwann echt nicht mehr sicher sein, ob wir überhaupt noch richtig waren. Doch am Ende wird fast immer alles gut, und so kamen wir sowohl durch die Wolfsschlucht hindurch als auch an jener Stelle heraus, an der normalerweise das Boot zur Oberen Schleuse zurückfahren soll.

Tja, nun standen wir da und wussten nicht, ob um diese Uhrzeit überhaupt noch ein Kahn kommt. Fahrplan gab es nicht, und Empfang hatten wir eh nicht, um eventuell irgendwo Erkundigungen einzuholen. Es half also nichts als abzuwarten. Würde innerhalb der nächsten halben Stunde nichts passieren, dann müssten wir halt zu Fuß zurück.

Wir hätten es ja wirklich nicht mehr gedacht, aber tatsächlich kam noch ein voll bemannter Kahn bei uns an. Freundlicherweise nahm uns der Fährmann auf seiner letzten Tour mit zurück und so erfuhren wir, dass normalerweise von dieser Seite gar nicht gestartet wird und wir echt Glück hatten. Wie auch immer, wir saßen nun auf jeden Fall doch noch im Boot und haben die nächsten Minuten versucht, dem tschechischen Zeitgenossen aus seinem eingefrorenem Gesicht ein Lächeln zu entlocken. Nicht leicht, aber wir haben es geschafft.


Die Extrameter in entgegen gesetzter Richtung des Bootshauses hätten wir uns zum Schluss allerdings sparen können, man merkt doch sehr deutlich, dass man sich in einem Grenzgebiet befindet. Hier regte sich nicht mehr viel, um nicht zu sagen, die Grenzen des guten Geschmacks wurden überschritten.
Also zurück nun zum Auto, Luftmatratzen für die Nacht aufpumpen und dann Knödel und Gulasch in Hrensko abfassen.

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