Sächsische / Böhmische Schweiz – Oktober 2017

Die Sächsische Schweiz hatte uns komplett in ihren Bann gezogen. Es gab noch so viel zu sehen, und deshalb haben wir uns nicht mal einen Monat später dazu entschlossen, dieses Mal gleich für 3 Tage herzukommen, und wir haben davon keinen einzigen Tag bereut.

17.10.2017 / Hrensko-Prebischtor-Gabrielensteig-Mezní Louka-Edmundsklamm

Es sollte ein traumhafter Herbsttag werden. Um 9 Uhr am Morgen, im noch schattigen Tal in Hernskretschen, war davon noch wenig zu spüren, die Kälte kroch uns tief in die Knochen.

Doch schon bald zahlte es sich aus, dass wir pünktlich zur Eröffnung der Pforten auf der Matte standen, denn schon wenig später wurde es wesentlich betriebsamer. Wir unterdessen konnten das Prebischtor noch in Ruhe auf uns wirken lassen und die verschiedenen Aussichtsplattformen abklappern.

Das Prebischtor ist mit 26,5 Metern Breite und 10 Metern Höhe die größte natürliche Sandstein-Felsbrücke Europas. Aufgrund der starken Erosion darf es inzwischen zwar nicht mehr begangen werden, aber wenn man einmal davor steht, dann ist einem auch vollkommen klar, warum die Menschen in Scharen zu diesem Ort strömen.

Währenddessen die meisten nur das Tor besichtigen, sind wir über den Gabrielensteig weiter hinein in die Böhmische Schweiz bis nach Mezní Louka (Rainwiese). Hier war schon deutlich weniger los, und so konnten wir den Herbst in seiner ganzen Farbenpracht in uns aufsaugen.

Eigentlich wollten wir nun weiter über die “Wilde Klamm”, die aber leider zu diesem Zeitpunkt gesperrt war. Etwas enttäuscht mussten wir nun zu Fuß direkt an der Straße entlang nach Mezná, doch auf den Bus wollten wir nun wirklich nicht zurück greifen. Dafür wurden wir in der Edmundsklamm noch einmal so richtig entschädigt. 

Auf dem ersten Teilstück kann man auf kleinen Wegen noch direkt an der Kamnitz entlang spazieren und durch den ein oder anderen Felsen hindurch schlüpfen, doch nach ein paar Metern ist es damit vorbei, und man kommt nur noch mit dem Boot weiter. Von daher sollte man noch vor 17 Uhr da sein, sonst gibt es keine Chance mehr, die Klamm zu passieren.

Wir hatten allerdings gerade noch Glück und wähnten uns kurze Zeit später in einem Tschechischen Märchen. Während wir in einem quietschgrünen Kahn uns über die Kamnitz staken ließen, hingen die Nebelschwaden tief über dem Wasser und tauchten die sagenhaften Felsen in ein mystisches Licht.

Noch ganz von diesem Gefühl gefangen, haben wir die letzten Meter aus der Klamm heraus noch einmal zu Fuß bewältigen dürfen und dabei dieses herrliche Örtchen mit seinen moosüberspannten Felsen genießen können.

Und wenn man dann immer noch nicht genug hat, darf man in Hernskretschen auch gerne noch einmal auf den Elisalexfelsen klettern und auf den Ort hinab schauen, während sich die Sonne so langsam aus dem Tal verabschiedet.

18.10.2017 / Schmilka-Kleine Bastei-Heringsloch-Bärenfangwände-Hinteres Raubschloss-Zeughaus-Thorwalder Wände-Hickelhöhe-Richterschlüchte-Goldsteig-Großer Winterberg-Kipphornaussicht

Allein die Überschrift sagt schon viel aus, denn heute hatten wir wirklich ordentlich was auf dem Plan. Einmal eine Karte vor mir ausgebreitet, werde ich sehr schnell übermütig und habe mir überlegt, wie man geschickt ziemlich viel in eine Tour packen kann. Flo musste dann nur noch nachrechnen, ob das alles überhaupt an einem Tag zu schaffen ist. Zumindest hielt er es nicht für ausgeschlossen, und so nahmen wir unser Projekt in Angriff.

Um 7 Uhr war es jetzt noch immer dunkel, aber es half nichts, wenn wir unserem Vorhaben eine reale Chance geben wollten, dann mussten wir schon früh beim Zeug sein. Nicht desto trotz haben wir es gleich am Anfang fertig gebracht, den falschen Weg einzuschlagen, was uns gleich mal etwas Zeit und Nerven gekostet hat. Es konnte also nur besser werden.

An der Kleinen Bastei war das allerdings noch nicht der Fall. Auf dem Aussichtspunkt angekommen, konnten wir erst einmal rein gar nichts erkennen. Der Nebel hatte sich schwer übers Tal gelegt, und es sah auch nicht so aus, als würde sich die Situation so schnell wieder ändern. Nur gut, dass wir uns dazu entschlossen haben, unsere Brotzeit trotzdem hier einzunehmen, so konnten wir wenigstens einmal kurz die Konturen der Elbe und ein paar Felsgebilde ausmachen. Immerhin, besser als nix!

Über den Elbleiten- und den Wurzelweg ging es nun erfreulich einsam durch die wunderschöne herbstliche Landschaft, bis wir zwischen dem Großen und Kleinen Winterberg übers Heringsloch zu den Bärenfangwänden abgestiegen sind.

Das Heringsloch ist ein kleiner Geheimtipp für alle, die es etwas uriger mögen. Im oberen Teil ging es noch über alte, verfallene Wirtschaftswege hinab, die allem Anschein nach früher – zu Zeiten des Bergbaus – dem Holzabtransport dienten, im unteren Teil dagegen schlängelte sich ein schmaler Pfad zwischen Felsbrocken über kleine Steintreppchen durch die grüne Schlucht.  

Nördlich der Bärenfangwände, die sich dem Großen Winterberg anschließen, befindet sich das Hintere Raubschloss (Winterberg). 
Vermutlich wurde die mittelalterliche Burg im 13. Jh. auf dem 389 hohen, allein stehenden Felsmassiv errichtet. Viel kann man von der Befestigungsanlage nicht mehr erkennen, aber von dem Gipfelplateau aus hat man eine gigantische Aussicht.

Der Zustieg über die steilen Leitern und sehr sehr engen Durchschlüpfe ist aber wahrlich nicht für Jedermann geeignet. Selbst unsere kleinen Rucksäcke waren uns an manchen Stellen ganz schön im Weg.

Nach so viel Erlebnisreichtum durfte es auch mal wieder ein wenig entspannter sein, und so hatten wir auf dem Weg zum “Zeughaus” etwas Zeit, die Seele baumeln zu lassen und die bisherigen Eindrücke zu verarbeiten. Noch eine kleine Stärkung in der nicht ganz so gemütlichen Gastro, dafür aber mit unerwartet leckerem Essen, waren wir nun wieder bereit für weitere Unternehmungen.

Wähnten wir uns bisher noch als einsam, dann würde ich den nächsten Abschnitt als verlassen bezeichnen. Auf dem Weg zu den Thorwalder Wänden hatte der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Nicht weiter verwunderlich, dass sich die Allgemeinheit interessanteren Fleckchen widmet. Aber wenn man sich erst einmal unterhalb der mächtigen Wände entlang schlängelt, ist man absolut beeindruckt, was die Natur alles hervorbringt. 

Wir können echt froh sein, dass sich die Wismut irgendwann doch noch zurück gezogen hat, sonst stände wohl leider nichts mehr von der Sächsischen Schweiz…

Ab der Hickelhöhle sind uns vereinzelt doch wieder ein paar verirrte Seelen begegnet. Doch sobald wir in die Richterschlüchte eingebogen sind, befanden wir uns erneut in völliger Isolation. 

Die Richtergrotte, inmitten eines gigantischen Felsenkessels, ist so hoch, dass wir sie gar nicht richtig aufs Foto bekommen wollten. Aus den Wänden rinnt das Wasser, was sich im Winter zu gigantischen Eiszapfen formen soll.

Für unseren Weiterweg mussten wir jetzt aber wieder ein paar Meter zurück, um auf den Goldsteig zu kommen, der gerade im Herbst seinem Namen alle Ehre macht. Der schmale sandige Pfad windet sich an den ausgehöhlten Felswänden entlang und ist gesäumt von einer Unzahl von Blaubeersträuchern. Was man allerdings nicht sehen kann, dass der Wind nun deutlich aufzufrischen begann, gerade als wir uns eine kleine Auszeit gönnen wollten. Aber da wir eigentlich eh gar nicht mehr so viel Zeit hatten, sind wir schon sehr bald wieder weiter gezogen, in Richtung Goldsteinaussicht.

Man kann fast sagen, das war noch einmal ein würdiger Abschluss, denn der Große Winterberg ist von unten weitaus schöner anzuschauen als wenn man oben auf steht; sprich: Hat man eben mal gesehen!

Letztes Etappenziel für heute war die Kipphornaussicht, von der wir nun noch einmal ins Elbetal hinabblicken konnten.

Doch dann galt es aber, hurtig die Füße in die Hand zu nehmen. Leider haben wir dabei vergessen, unser Hirn einzuschalten und voller Hast total verpeilt, den Abzweig nach Schmilka zu nehmen. Doch zum Glück fand sich noch ein kleiner Pfad, der uns mit Einbruch der Dunkelheit nach Schmilka zurück gebracht hat. Tja, 30 km an einem Tag sind selbst in der Sächsischen Schweiz eine Maßnahme.

19.10.2017 / Königstein-Diebeskeller-Quirl-Pfaffenstein-Gorischstein-Papststein

Getreu dem Motto “Aller guten Dinge sind Drei!” haben wir am dritten Tag auch gleich 3 sehr berühmte Felsen besucht; na und einen weniger bekannten. Das war zwar mit langen Wegstrecken zwischen den einzelnen Etappenzielen verbunden, aber wie man inzwischen weiß, scheuen wir diese ewigen Hatscher nicht. Da kann man wenigstens wieder einmal dem Touristentrubel entkommen und die Ruhe genießen.
Das war uns dieses Mal zum Glück aber auch so recht lange vergönnt, da wir an den meisten Orten schon waren, bevor überhaupt jemand aufschlagen konnte.

Von Königstein aus kamen wir zunächst über den Malerweg in Richtung Quirl durch ein kleines Wäldchen. So typisch für einen Herbstmorgen, hingen tiefe Nebelschwaden noch zwischen den Bäumen und Felsen und haben für eine wunderbar mystische Stimmung gesorgt. Dass es uns dabei leicht zu frösteln begann, konnte man verschmerzen, suchten wir doch voller Neugier nach der größten Schichtfugenhöhle der Sächsischen Schweiz – dem Diebeskeller. 

Dieser ist sagenhafte 29 Meter lang, 5-8 Meter breit, 2-4 Meter hoch und hat einen Innenfläche von 230 m². Inmitten der Höhle befindet sich auch der “Steinerne Tisch”, an dem im Jahre 1755 noch kurfürstliche Jagdgesellschaften gefeiert haben sollen. 

Weitere 13 Höhlen in unterschiedlicher Größen befinden sich noch im Inneren des Quirls, eine davon hat z.B. auch als Atompunker gedient.
Wir haben sie allerdings nicht erkundet und uns mit dem begnügt, was von außen leicht zugänglich war, und dazu hatten wir auf dem Weg hinauf zum Quirl reichlich Gelegenheiten. 


Der Quirl selbst tarnt sich sehr gut als bewaldeter Hügel, dennoch besitzt er die größte geschlossene Gipfeldecke aller umliegenden Tafelberge. Umso schöner ist von hier oben der Ausblick hinüber zum Pfaffenstein – unserem nächsten Ziel.


Nur 2-3 km durch Wald und über Feld, dann standen wir auch schon am Pfaffenstein.

Hinauf sind wir über den etwas bequemeren, gepflasterten Weg im Westen, auf dem uns die mächtigen Felswände des 434,6 Meter hohen Tafelberges gleich ins Gesicht sprangen und ein unzögerliches “Wow” entlockt haben. Gleich vom ersten Moment an waren wir vollends begeistert. 

Rechts vom markanten Jäckelfels ging es nun über eine Brücke durch eine kleine bewachsene Klamm hinauf bis zum Berggasthof. Wir waren nur froh, dass der um diese Uhrzeit noch geschlossen und somit außer uns kaum jemand da war.

Unverzüglich sind wir durchgestartet und haben uns über weitere Eisentreppen, Felsspalten und Plateaus schließlich zu einem weiteren Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz durchgearbeitet – der Barbarine. Mit Verlaub, sicher nicht nur für mich eine der beeindruckendsten Felsformationen, die es gibt. 


Die 43 Meter hohe Felsnadel war bis 1975 auch ein sehr beliebter Spot für Kletterer, wurde dann aber aufgrund starker Erosionsschäden gesperrt und mühevoll instand gesetzt. 

Doch nicht nur die Barbarine ist es wert, den Pfaffenstein zu besuchen, es gibt weitaus mehr zu entdecken, und auch die Ausblicke hinüber zum Quirl und zur Festung Königstein im Nordwesten und zum Gohrisch- und Papsstein im Osten sind einfach grandios.

Selbst der Abstieg übers “Nadelöhr” war noch einmal ein Erlebnis.


Um zum Gohrischstein zu gelangen, mussten wir nun allerdings ein etwas längeres Stück zurücklegen. Doch das war zur Abwechslung auch mal wieder nicht schlecht, damit wir den Kopf frei bekamen.

Über Holzbollen ging es die ersten Meter nach oben, und wie sollte es auch anders sein, entschieden wir uns im weitere Verlauf natürlich für die schwierigere Variante, auf der es auch mal recht eng zugehen konnte.

Wir wussten gar nicht, was uns überhaupt erwartet und wurden aufs Angenehmste überrascht. Überall kleine Nischen, in denen man sich wunderbar für ein Picknick niederlassen konnte, kaum Leute und vom Gipfelplateau eine traumhafte Aussicht zu unseren vorherigen Zielen und dem noch kommenden. 

Es ist schon sehr beeindruckend zu sehen, wie an sämtlichen Stellen aus der Ebene vereinzelte Tafelberge sprießen, als wären sie von Menschenhand dorthin gesetzt und nicht natürlich entstanden. 

Doch noch hatten wir ein Ziel in Planung, und so sind wir schließlich zum Papsstein hinüber. Diesen würde ich wieder einmal in die Kategorie “Hat man mal gesehen” eingliedern.
Der letzte Tafelberg für heute, ist der mit Abstand am leichtesten zu erreichende. Dementsprechend war auch das Klientel am Gipfel, und man bekommt beim Heraufgehen schon mal eine Spruch zu hören, wie “Sein se fruh, dass se naufgehn, runner is ni so schee.” Gibt es dem noch etwas dazu zu setzen?
Und wenn einem kurz vorm Ziel neben Achselschweiß noch der stinkende Pommesgeruch in die Nase steigt, dann is ma fruh, wenns wieder runner geht…

Na, ganz so unfair will ich auch wieder nicht sein. Wären wir auch hier schon in der Früh aufgeschlagen und für uns gewesen, dann hätte ich sicher auch weniger zu meckern gehabt. Aber sind wir mal ehrlich, so ist der Blog doch auch gleich viel unterhaltsamer. 😉

Der Abstieg im Nordosten war dann aber wieder recht schön,

und über einen netten Wiesenweg ging es letztendlich in Richtung Elbe zurück, von wo aus wir dann tatsächlich auch mal die Bahn zum Auto genommen haben.

 

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