Rattatat…dong, Rattatat…dong – RattatatdongRattatatdong… So gegen halb sechs nahm die Frequenz der über eine Straßenschwelle rumpelnden Fahrzeuge doch deutlich zu, so dass uns nun die Ohrstöpsel auch nicht mehr wirklich weiterhalfen. Immerhin variierte der morgentliche Wecksound ein wenig zwischen den langsam den Berg hinaufschnaufenden Lastwagen, die der Schwelle nur ein kurzes “Blong” entlocken konnten oder aber den nach unten rauschenden Kleinwagen, die jene scheppernden Geräusche verursachten. Ich muss sagen, Vivaldi ist mir dann zu dieser Tageszeit doch wesentlich angenehmer.
Nachdem nun jedenfalls ans Schlafen nicht mehr zu denken war, haben wir uns mehrheitlich dazu entschlossen, doch schon 6 Uhr unsere Zelte abzubrechen. Wenigstens vermochte uns der Himmel etwas freundlicher zu begrüßen, wenn auch schon so langsam die ersten dunklen Wolken aufzogen. Also nichts wie auf nach Trondheim!
Trondheim – 11. August 2020
Stadtgeschichte
Wohingegen bei uns alle Wege nach Rom führen sollen, so sagt man in Norwegen, dass diese nach Trondheim führen.
Wenn man das aus historischer Sicht beleuchtet, hat das auch seinen guten Grund, schließlich nahmen einst Pilger, Handelsreisende, ja sogar Könige einen beschwerlichen, über Monate andauernden Weg von den Bergen im Süden bis nach Nidaros – so der einstige Name Trondheims – im Norden in Kauf. Und auch heute führt noch eine sehr beliebte Wanderroute (der 639 km lange Olavsweg) über die Höhen des Dovrefjells bis hin zur bedeutendsten mittelalterlichen Wallfahrtstätte des Nordens; dem Nidarosdom.
Im Jahre 997 ließ sich König Olav (I.) Tryggvason an der Mündung des Flusses Nidelva nieder und gründete dort, auf einer kleinen, gut zu verteidigenden Halbinsel, die Stadt Nidaros. Die günstige Lage direkt am Wasser ermöglichte es diesem Ort, sich schnell zu einem hervorragenden Handelsplatz zu entwickeln und infolgedessen zum neuen Machtzentrum zu avancieren. Fast 1000 Jahre lang gelang es Nidaros, den Königssitz innezuhalten und sich als Hauptstadt Mittelnorwegens zu behaupten. Eine Zeitlang war es sogar die Kapitale des gesamten Königreichs; die erste Hauptstadt Norwegens überhaupt.
In den folgenden Jahrhunderten machten zahlreiche Brände, die erzwungene Koalition mit Dänemark (woher es Ende des 14. Jh. übrigens auch den Namen Tronthjiem erhielt) und nicht zuletzt auch der Hansehandel, der u.a. auch die Pest ins Land brachte, Trondheim ordentlich zu schaffen, und so musste es zunehmend seine geistliche und weltliche Vormachtstellung – erst an Bergen, später an Oslo – abgeben. So richtig zugesetzt hat Trondheim vor allem noch einmal eine verheerende Feuerbrunst im Jahre 1681. Zwar konnte es danach relativ schnell wiederaufgebaut werden, seine historische Bausubstanz ging jedoch dadurch unwiederbringlich verloren. Danach wurde die Innenstadt jedoch völlig umstrukturiert und ganze Straßenzüge verbreitert, um zukünftig das Überschlagen der Flammen vermeiden zu können.
Trotz allem, so ganz versank Trondheim jedoch auch anschließend nie in der Bedeutungslosigkeit. Waren es zuerst der Holz- und Fischhandel mit den anderen nordeuropäischen Nationen, die dieser Stadt ein lukratives Geschäft bescherten, so konnte es sich in der Neuzeit aufgrund der Industrialisierung (Kupfergewinnung, Ziegeleien und Werften) und der verkehrsgünstigen Lage einen festen Platz in der Wirtschaft sichern. So ist Trondheim mit 207600 Einwohnern (Stand Januar 2021) immerhin noch die drittgrößte Stadt (nach Oslo und Bergen) Norwegens.
Da wären wir auch gleich noch einmal bei dem Punkt “alle Wege führen nach Trondheim” angelangt. Denn auch aus geografischer Sicht stimmt das, liegt Trondheim doch in dem Landesteil Trøndelag (zu Deutsch Mittelnorwegen) oder um es noch genauer zu sagen in Sør-Trøndelag (Süd-Mittelnorwegen). – Also, ob man nun vom Süden in den Norden, vom Norden in den Süden, vom Osten in den Westen oder aber vom Westen in den Osten will, es führt kein Weg an Trondheim vorbei.
Schlacht von Stiklestad & die Wende
Bereits König Olav (I.) Tryggvason, der in England zum Christentum konvertierte, begann die Nation zu christianisieren. Doch erst sein Nachfolger Olav (II.) Haraldsson, den man 1016 zum neuen König ernannte, versuchte die Christianisierung mit allen Mittel durchzusetzen. Da er ganz nach Wikingermanier auch nicht vor großer Brutalität zurückschreckte, machte er sich damit natürlich nicht nur Freunde. Vor allem brachte er die Bauern und Adligen gegen sich auf, und so kam es, dass sie den dänischen König Knut den Großen um Hilfe baten. Daraufhin fiel dieser (im Jahre 1028) mit seiner Flotte von 50 Schiffen in Norwegen ein und hob Håkon Eiriksson als Jarl in den Stand. Olav II. floh, kehrte jedoch 2 Jahre später mit einem neu aufgestellten Heer (vorwiegend christliche Schweden) wieder zurück. Im heutigen Verdal, bei Stiklestad (90 km nördlich von Trondheim), kam es schließlich zu der historisch bedeutsamen Schlacht zwischen Olavs christlichen Heer und dem zahlenmäßig überlegenen heidnischen Bauernheer seiner Widersacher. Obwohl der Wikingerkönig am 29. Juli 1030 fiel, siegte seine Heer und damit auch das Christentum; gleichzeitig läutete diese Schlacht aber auch das Ende der Wikingerzeit und den Beginn des Mittelalters in Norwegen ein.
Mag man den Legenden Glauben schenken, wurde der ungeliebte Wikingerkönig zunächst erst einmal stillschweigend am Ufer eines Flusses vergraben. Wundersamerweise entsprang kurz darauf an diesem Fluss eine heilige Quelle, deren Wasser Krankheiten zu heilen vermochte. Als man daraufhin Olav (nach einem Jahr) exhumierte und dabei feststellen musste, das der Leichnam noch immer nicht verwest war, überführte man seine sterblichen Überreste schließlich nach Nidaros (übersetzt: Mündung des Nid-Flusses) – zuerst in die Clemens- und danach in die Kristkirke – und sprach ihn als Märtyrer heilig. Infolgedessen entwickelte sich das Grab des Heiligen Sankt Olavs zur bekanntesten Wallfahrtsstätte des Nordens und war auch noch bis weit über die Grenzen hinaus bekannt. Heute überdacht anstelle der alten Kirche Skandinaviens größter Sakralbau – der Nidarosdom – die wundersamen Gebeine.
Olav der Heilige hat letzten Endes sein Ziel doch noch erreicht, Norwegen zu einen und das Christentum im Lande einzuführen; auch wenn er es mit seinem Tod bezahlen musste. Ihm zu Ehren wird jedes Jahr am 29. Juli (seinem Todestag) die historische Schlacht von Stiklestad nachgespielt.
Alte Speicherhäuser von Bryggene & Bakklandet
Neben dem Nidarosdom gibt es noch ein weiteres Wahrzeichen in dieser Stadt, und zwar sind das die farbenfrohen alten Speicherhäuser von Gamle Bryggene und am Vestre Kanalhavn. Kaum hatten wir unser Auto am Bahnhof abgestellt, konnten wir auch schon die ersten Exemplare dieser auf Stelzen errichteten Häuser bewundern. Mit den kleinen Booten davor, erweckten sie alles andere als den Eindruck, sich gerade in Norwegens drittgrößten Stadt zu bewegen.
Bevor wir uns nun aber weiter ins historische Zentrum vorarbeiten wollten, streiften wir noch ein bisschen am Fjord und dem Nedere Elvehavn entlang, der uns mit seinen rotbraunen Backsteinbauten eher an ein gemütliches Hafenviertel in Hamburg erinnerte. Hier ein ausgedienter Schiffskran, dort ein rostiges Wehr oder eine alte Turbine; man wähnte sich fast schon in einem antiken Schifffahrts-Museum. Zu gerne hätten wir uns jetzt in eines dieser gemütlichen Restaurants gesetzt, doch da sich die Sonne so langsam immer weiter hinter den Wolken verzog, befanden wir uns es eh schon etwas im Wettlauf gegen die Zeit.
Es war goldrichtig, unsere Besichtigungstour von der gegenüberliegenden Seite der Øre-Halbinsel zu beginnen. Von hier aus hatte man einen wirklich genialen Blick auf die bunten Stelzenhäuser am Ufer der Nidelva, deren Dächer die grüne Turmspitze des Nidarosdoms deutlich überragte. Es gab ein herrliches Bild ab, wie sich all das nun auch noch im glatten Wasser spiegelte und die dünnen Stelzen die Häuser gleich doppelt so hoch, dafür aber umso fragiler, aussehen ließen. Wenn man jedoch genauer hinschaut, scheint diese Konstruktion recht stabil zu sein und die Gebäude auch ohne Zweifel tragen zu können. Da haben wir in Asien schon ganz Anderes erlebt.
Ich war nun richtig froh, dass die Sonne in dem Moment doch noch einmal zum Vorschein kam und die knallbunten Fassaden zum Leuchten brachte. Auch wenn wir bereits in Bergen und Ålesund ganz ähnliche Motive gesehen hatten, gefielen mir diese alten Speicherhäuser hier fast am besten. Aber das ist mein rein persönliches Dafürhalten.
Wenn man nun schon mal im Møllenberg-Viertel auf der Ostseite ist, dann sollte man aber unbedingt auch durch die alte Speicherstadt (Bakklandet) aus dem 17. Jh. spazieren, die ursprünglich zu einem Nonnenkloster gehörte. Nach dem folgeschweren Brand von 1681, den im Übrigen die Schweden gelegt hatten, wurde auch dieses Viertel schnell wieder aufgebaut, allerdings dienten die neuen Häuser nun Arbeitern, Fischern und Kapitänen als Wohn- und Lagerstätte. – Während wir andernorts ja schon Geld dafür ausgeben mussten, um über holpriges Kopfsteinpflaster zu schlendern und dabei windschiefe Holzhäuser zu betrachten, handelt es sich hier jedoch um kein Freilichtmuseum. Viele dieser alten Häuser wurden sehr hübsch renoviert und dienen nun Künstlern als Atelier oder beherbergen kleine Cafés oder Boutiquen.
Leider wurde nur zum Zeitpunkt unseres Besuchs die Gamle Bybrua, welche die beiden Stadtteile miteinander verbindet, gerade saniert und war von daher recht unattraktiv verschleiert. Diese alte Brücke aus dem Jahre 1685 diente bis 1816 als Zollstation, wenn man die Stadt betreten wollte. Seit 1861 hat sich allerdings auch ihr einstiges Erscheinungsbild ein wenig gewandelt, und es ist ein roter Holzaufbau hinzugekommen, der mit seinen Verzierungen und den stählernen Ketten eher an jene Grachten-Brücken in Amsterdam erinnern mag. – Immerhin ließen sich aber von hier aus noch einmal ganz gut die Stelzenhäuser links und rechts der Nidelva in ihrer Gesamtheit bewundern.
Nidarosdom
Dass der Nidarosdom der größte und wohl schönste Sakralbau Skandinaviens ist, sich darunter das Grab Olavs des Heiligen befindet, und diese Kathedrale bis zur Reformation der bedeutendste Wallfahrtsort des Nordens war, habe ich alles schon erzählt. Was vielleicht noch von Interesse sein könnte, ist, dass man im Jahre 1152 damit begonnen hat, diese – erst romanische, später gotische – Steinkirche an Stelle einer kleinen Holzkirche (Kristkirke) über der heiligen Olavsquelle und seinem Grab zu errichten, und die Bauarbeiten dazu erst 1320 beendet wurden. Von da an diente die Kathedrale nicht mehr nur den Pilgern als Ziel, sondern ebenso den norwegischen Königen als traditionelle Krönungskirche.
Mehrere Brände zerstörten das Gotteshaus immer wieder bis auf die Grundmauern, und immer wieder baute man die Kathedrale auf. Nach einem gewaltigen Sturm standen sogar nur noch 2 von insgesamt 28 Altären. Mit Reformationsbeginn (Mitte des 16. Jh.) überließ man den Bau jedoch den Naturgewalten, bis er gänzlich verfiel. Erst als in Norwegen schließlich wieder das Nationalbewusstsein aufkeimte und man sich auf alte Werte besann, wurde ihr Nationalheiligtum im Jahre 1869 rekonstruiert.
Der Nidarosdom war jedoch nicht nur im Mittelalter das größte Sakralbauwerk Norwegens, sondern ist es mit einer Länge von 102 m und einer Breite von 50 m noch immer. Sein Hauptturm ragt ganze 98 Meter in die Höhe. Doch nicht nur sein Äußeres – allen Voran die Westfassade mit dem Hauptportal – ist absolut beeindruckend. Das Kircheninnere – mit den riesigen Buntglasfenstern und einem gigantischen Rosettenfenster; dem Längsschiff, welches dem des Westminster Abbey nachempfunden wurde und dem 12 Meter tiefen Olavsbrunnen (um nur einen Bruchteil aufzuführen) – toppt das äußere Erscheinungsbild noch einmal um Längen. Und so ist der Eintrittspreis durchaus jeden einzelnen Cent wert.
Neben Olav den Heiligen wurden im Nidarosdom auch 10 Könige und die meisten Erzbischöfe des Landes beigesetzt; und auch die königlichen Kronjuwelen liegen in einem Kellergewölbe auf dem Gelände dieser Kathedrale.
Normalerweise bin ich ja nicht so die große Kirchengängerin, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mir selten der Mund beim Betrachten eines Gotteshauses in unseren geografischen Breiten so oft offenstand. Schon als wir an der Fassade des Westportal – mit ihren 76, in 3 Reihen übereinander gestaffelten, Skulpturen – nach oben schauten, war ich sehr beeindruckt. Als ich jedoch nun auch noch den Nidarosdom von innen sah, machte sich vollends Begeisterung in mir breit. Ich glaube, noch nie so viele Fotos in einem Kirchengebäude gemacht zu haben. Doch jetzt genug der Worte, schaut euch einfach diese herrlichen Bilder an und lasst sie auf euch wirken! Vielleicht könnt ihr ja dann meinen leichten Anflug von Euphorie ein bisschen besser nachvollziehen. – Irmi und Heini ganz bestimmt. 😉
Festung Kristiansten
Nun wollten wir aber auch noch zur 300 Jahre alten Festung Kristiansten hinaufsteigen, die im Übrigen im Zuge der Umbaumaßnahmen nach dem Stadtbrand 1681 angelegt wurde und vor den Angriffen aus dem Osten (insbesondere vor den Schweden) schützen sollte. Auch während der deutschen Besatzungszeit im 2. WK zog man die Festung noch einmal als Verteidigungsposten – im Fall Weserübung – heran. Davon zeugen heute noch einige Fundamente von Flugabwehrkanonen. Danach fungierte die Festung teilweise als Hinrichtungsstätte für verurteilte Kriegsverbrecher.
Wie zu seinerzeit so oft üblich, wurde auch diese Verteidigungsanlage wie ein Stern angelegt. Das konnten wir von unserer Position aus jetzt zwar nicht wirklich bestätigen, aber die Aussicht von hier oben auf den Nidarosdom und den Nidelva, die können wir durchaus empfehlen.
Torget
Wäre hätte es gedacht, jetzt waren wir doch tatsächlich schon fast 4 Stunden in Trondheim unterwegs, und unser Parkticket lief bald ab. Wir sollten uns nun also doch mal so langsam auf den Rückweg begeben. Dennoch wollten wir es uns nicht entgehen lassen, vom Ostufer der Øre-Halbinsel zumindest noch einen kurzen Blick auf die Speicherhäuser auf der Bakklandet-Seite zu werfen. Auch mussten wir wenigstens einmal über den breiten Torget flanieren, um uns ein Bild davon machen zu können, in welcher Weise sich das Straßenbild nach dem Brand verändern hat. Mit der 17 Meter hohen Säule vor unseren Augen, deren Haupt eine lebensgroße Statue des Stadtgründers Olav I. schmückt, haben wir uns abschließend noch einen geschmacksneutralen Imbiss gegönnt; der mich schon gleich wieder bereuen ließ, mit dem Essen nicht bis zum Auto gewartet zu haben. Doch was sollte mich das jetzt noch ärgern, denn endlich ging es direkt weiter zu den Lofoten. Juhu!
Endlos lange Kilometer zu den Lofoten
Um ganz präzise zu sein, hatten wir ab jetzt noch 707 km bis Bodø vor uns, von wo aus wir die Fähre auf die Lofoten nehmen wollten. Die Vorhersagen kündigten für die nächsten Tage ziemlich mieses Wetter an, was uns zwar ordentlich Magengrummeln bereitete, dennoch nicht von unserem Vorhaben abhielt. Wir hatten nun mal keine andere Wahl, als dieses irrwitzige Projekt trotz anhaltender Niederschläge noch heute durchziehen, anderenfalls würden wir die Lofoten in den nächsten Jahren womöglich nicht mehr so schnell zu Gesicht bekommen. Mit der Fähre hatten wir hingegen etwas mehr Glück, die sich jetzt gleich noch auf der Fahrt online übers Handy buchen ließ. – Wenigstens das ging ja fast schon so unkompliziert wie in Vietnam. 😉
Hingegen zu den meisten Straßen, auf denen wir die letzten Tage entlanggefahren sind, hatte die E6 natürlich verhältnismäßig wenig Attraktives zu bieten. Aber es wird ja genauso wenig irgendjemand von einer deutschen Autobahn landschaftliche Feinkost erwarten; der Unterschied ist allerdings, dass man in Deutschland auf der Autobahn auch mal Höchstgeschwindigkeiten von 160-180 km/h oder mehr erreicht, wohingegen man in Norwegen selbst da mit 80 km/h dahintuckert. So zog sich das Ganze halt einfach ins Unendliche. Jedenfalls waren wir sehr froh, als wir in Höhe des Namdalen einen kleinen Parkplatz mit See fanden und dort wenigstens schon mal zum Essen anhalten konnten.
Ach, an diesem See war es ja so gemütlich, so dass wir kurzerhand unsere Pläne über den Haufen schmissen. Natürlich war es eigentlich noch etwas zu früh, doch so einen idyllischen Schlafplatz kann man sich unmöglich einfach so entgegen lassen. So nahmen wir es lieber in Kauf, am nächsten Morgen noch etwas früher aufzustehen. Und was macht man, wenn man plötzlich zu viel Zeit hat – man wäscht sich endlich mal wieder!
Urlaub, See, August, Baden, das hört sich vielleicht furchtbar romantisch an, allerdings weniger, wenn das Wasser höchstens 12 Grad hat, und der Wind übers Gelände pfeift. Aber es half nun mal nichts, ich konnte es ja nicht riskieren, dass sich Nicole irgendwann mal anfängt zu beschweren. Flo war da schon wesentlich pragmatischer und hat, immerhin bis zu den Knöcheln im Nass, mit dem Aufwaschlappen mal kurz über sich drüber geputzt.
Jetzt muss ich euch aber unbedingt noch erklären, wie man sich als umweltbewusster Outdoorler die Haare wäscht:
Man hänge sich kopfüber ins kalte Wasser, nehme danach einen gebührenden Sicherheitsabstand zum See ein und schamponiere sich die Haare und bittet zum Schluss seinen Partner, den Kopf so lange mit dem eiskalten Wasser aus einer Volvic-Flasche abzuspülen, bis einem die Kopfhaut gefriert und die Haare dann womöglich von alleine ausfallen. Aber Hauptsache der See bleibt sauber!
Danach hilft jedenfalls mit Sicherheit ein warmer Schlafsack und ein Gläschen Rotwein – eisgekühlt. Gute Nacht!