Man kann sich nun sicher darüber streiten, ob man schon von Klettern reden kann oder nicht, ist doch in sämtlichen Tourenbeschreibungen zum Blankenstein immer vom “Normalweg” die Rede. Jedenfalls gehen nach meinem Dafürhalten die technischen Schwierigkeiten erheblich über eine normale Bergwanderung hinaus, da man diesen Fels selbst auf der leichtesten Route nur durch Klettern (bis II+) erreichen kann.
07.11.2018 / Blankenstein
Das war die Gelegenheit, die wir unbedingt noch nutzen sollten, bevor es bald schneien würde und dann für lange nichts mehr geht. Der Winter ließ sich eh schon erstaunlich viel Zeit, also war es heute vermutlich wirklich unsere letzte Chance, den Blankenstein zu erklettern.
Am Buchstein konnten wir ja neulich noch einmal üben, und so wussten wir in etwas, auf was wir uns einlassen.
Das Wetter sollte noch einmal richtig gut werden, und so sind wir kurz nach 7 Uhr vom Wanderparkplatz im Suttengebiet aufgebrochen. Bis zur Siebli-Alm ging es nur wenig ansteigend auf einer Forststraße hinauf, danach konnte man über einen urigen Waldsteig bis hin zur Riedereckalm wesentlich schneller an Höhenmetern gewinnen.
Eine kurze Rast vor der Hütte, wo uns der Wind ordentlich um die Ohren pfiff, danach war es nicht mehr weit bis zum Sattel, von welchem aus man nun das erste Mal auf den Ostgrad des Blankensteins schauen konnte. Wirklich sehr beeindruckend dieser zerklüftete Felsen.
Ein Gedenkstein, direkt am Riedereck, erinnert an die 2 Kinder der Kaufhauskette Hettlage, die 1954 von einer Lawine erfasst wurden.
Daran sieht man wieder einmal mehr, dass die Gefahr nicht unterschätzt werden darf, und es im Winter nicht ratsam ist, über die Schneeböden – unterhalb der steilen Nordwände des Risserkogels – entlang zu gehen.
Doch heute war das natürlich kein Thema, und so stiegen wir weiter zum Blankensteinsattel auf.
Endlich am begehrten Objekt angekommen, ging es zunächst über unmarkiertes, schrofiges Gelände westseitig ein paar Meter empor. Jetzt mussten wir nur noch nach der kaminartigen Rinne suchen, die laut einer Beschreibung links neben der Blankenstein-Nadel sein sollte – über diese galt es nun hinauf zu klettern (II).
Von unten betrachtet sah es ja ganz harmlos aus, doch man merkte schnell, dass in der Wand die ein oder andere Schwierigkeit lauerte.
Die größte Herausforderung stellt für mich nach wie vor noch dar, wenn man eine Spalte in luftiger Höhe zu überqueren hat. Und da es sich in diesem Fall nun einmal als günstig erwies, auf der rechte Seite der Rinne nach oben zu klettern, musste man später ja irgendwie wieder auf die andere Seite kommen. Doch man wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben, und so habe ich das auf meine spezielle Art und Weise auch irgendwie gemeistert.
Danach folgte ein kurzes Stück im Gehgelände, bevor man eine ausgesetzte Ecke zu umgehen, wieder ein paar Meter hinab zu steigen und zum Schluss noch einmal durch einen Kamin zum Gipfel hoch zu klettern hatte. Hier lag nun auch die größte Schwierigkeit (II+), indem man einen bauchigen Felsvorsprung leicht überhängend überwinden musste. Ein, zwei Anläufe, dann war ich oben.
Flo brauchte etwas länger. Doch seine innige Umarmung mit dem Felsen verhieß nichts Gutes, und so hatte er sich noch Wochen danach mit einer leichten Rippenprellung herumzuschlagen. Aber… wir standen oben!
Heute war es auch überhaupt nicht wichtig, was wir zu sehen bekommen, sondern einzig allein, dass wir es hier hinauf geschafft haben. Trotzdem war es natürlich super, dass das Wetter mitgespielt hat, und wir auch die Umgebung ein wenig genießen konnten.
Doch jetzt mussten wir auch wieder heil hinunter kommen, und da erwies sich der Überhang noch einmal als sehr tückisch.
Damit ich mich noch ein wenig sortieren konnte, habe ich ausnahmsweise mal Flo zuerst abklettern lassen und bin ihm nach ein paar Anläufen gefolgt. Mir war es wichtig, nicht irgendwie mit viel Glück unten anzukommen, sondern das technisch auch noch halbwegs sauber zu machen. Es sollte ja nicht das letzten Mal werden. (Boulderschuhe sind schon im Schrank!)
Trotzdem haben wir uns geschworen, dass wir beim nächsten Mal für solche Aktionen lieber ein Seil mitnehmen.
Der Rest ging dann wieder deutlich entspannter. Jetzt galt es nur noch den Weg unter den Südhängen entlang zu finden. Von der Weite war überhaupt nichts erkennbar, und das Gelände sah auch ziemlich ungemütlich aus. Aber wir wollten einfach mal schauen wie weit man kommt. Und tatsächlich gab es so etwas wie einen kleinen Steig – sehr abschüssig, aber er war da und führte uns bis zum Riederecksee hinab.
Doch zuvor passierten wir noch die steil nach oben ragenden Wände, in denen sich etliche Kletterrouten in allen Schwierigkeitsstufen befinden. Ich konnte es nicht lassen, an einem herunter baumelnden Seil wenigstens einen kleinen Aufschwung zu machen. Doch dann verriet mir ein ungeduldiger Blick von Flo, dass er dann doch langsam wieder ins Geschäft müsste.
Noch einmal ein paar Höhenmeter hinauf zum Riedereck und dann ging es auf gleichem Weg zum Auto zurück. Man kann durchaus sagen: Kurz, aber (für Flo nicht) schmerzlos. 😉