19.04.2019 / Bielagrund-Grenzplatte-Tissaer Wände-Hoher Schneeberg
Wie jedes Jahr zu Ostern, seitdem wir nicht mehr unsere gesamte Freizeit in Messen & Co stecken, sollte es auch dieses Jahr wieder ins Elbsandsteingebirge gehen – um genau zu sein, in die Böhmische Schweiz.
Startpunkt war das Bielatal, von wo aus wir zu Fuß die Grenze nach Tschechien überqueren wollten. In diese Region hatten wir uns bisher als einziges noch nicht verirrt, und auf die Tissaer Wände waren wir natürlich ganz besonders gespannt.
Schon gleich zu Beginn des Weges ragten rechts und links jede Menge imposante Kletterfelsen empor, und wir wussten jetzt schon, dass wir uns daran irgendwann auch einmal austoben werden.
Im Moment war es aber noch sakrisch kalt, so dass ich mir nicht vorstellen wollte, meine kalten Finger auch nur in die Nähe eines Steins zu halten. Also gaben wir auf dem ersten Stück ordentlich Gas, um schneller warm zu werden. Verpasst haben wir dabei nichts, da die Strecke doch ziemlich öde war. So beschlossen wir nach einiger Zeit, den Routenvorschlag nur als Richtlinie zu sehen, und uns eigene, schönere Wege zu suchen. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn einmal vom Fahrtweg abgebogen, kamen wir über einen kleinen idyllischer Pfad in Richtung Grenzplatte.
Ich muss zugeben, die Wegfindung war hier nicht ganz so eindeutig, aber als erprobte Gestrüpphasen haben wir schließlich doch noch hingefunden und zum ersten Mal eine herrliche Aussicht aufs Bielatal und die für das Elbsandsteingebirge so typischen Felsnadeln werfen können.
Immer direkt auf der Grenzlinie ging es nun weiter zu unserem Highlight für heute – die Tissaer Wände.
Etwa 600 Meter über dem Meer liegt diese Felsenstadt mit ihren bis zu 30 Metern hohen Sandsteinfelsen und gilt als größte Attraktion der Böhmischen Schweiz. Das verwundert einen überhaupt nicht, wenn man sich erst einmal durch das Labyrinth schlängelt und zu den steil aufragenden, zerklüfteten Wänden hinauf schaut.
Zum Auftakt der Rundtour macht man auch gleich Bekanntschaft mit dem Wahrzeichen der Tissaer Wände – Steinpilz und Schildkröte. Man kann gar nicht anders, als schon mal ein wenig an den Steinen herumzukraxeln. Dass es allerdings noch eine Spur abenteuerlicher geht, bekamen wir etwas später zu sehen.
Doch bevor wir nun in die Felsenstadt hinab gestiegen sind, wollten wir zuerst einmal diese Attraktion von oben aus bewundern, um die Steilwänden der Südflanke, Doggenturm u.a. in Augenschein zu nehmen. Allein die Tatsache, auf der ein oder anderen Felsnadel zu stehen, sorgte doch für ein wenig Magenkribbeln, nicht auszudenken, an diesen auch noch nach oben zu klettern. Doch wir arbeiten daran. 😉
Jetzt ging es aber endlich auch nach unten. Schon als wir durch den ersten Felsspalt auf die dahinter liegenden skurrilen Gebilde schauen konnten, waren wir restlos begeistert.
Wir wussten ja nicht, dass noch sehr viel mehr in der Richtung auf uns warten würde und kamen die nächsten 2 Stunden schier nicht mehr aus dem Staunen heraus. Bizarre Gebilde, die aussahen wie Elefanten, Frösche, Stiefel etc. wurden uns feil geboten, und in so manch unbezwingbar unmutender Wand versuchte ein Climber sein Glück.
1908 wurde das Gebiet übrigens durch einen deutschen Kletterer aus Dresden entdeckt.
So schön es war, irgendwann hatten wir dann doch genug gesehen und wollten weiter zum Hohen Schneeberg wandern. Auch hier erwies es sich wieder einmal als nützlich, einen Blick in die Karte zu werfen und einen eigenen Weg zu finden – d.h., dieses Mal war Flo der Schlaue, und so ersparten wir uns den faden Forstweg und kamen stattdessen direkt auf einem kleinen verwunschenen Pfad über mehrere Gipfelplateaus nach Sneznik. So bot sich uns noch einmal die Möglichkeit, auf die Tissaer Wände und weit hinein ins Tal zu schauen.
Wähnten wir uns anfangs noch in völliger Isolation, entpuppte sich dieses Fleckchen als hervorragendes Klettergebiet. Voller Bewunderung standen wir wie gefesselt da und mussten 3 Kletterern dabei zuschauen, wie sich sie sich eine schmale Felsnadel nach oben gearbeitet haben. Respektable Leistung!!
Langsam lief uns jetzt aber die Zeit davon. Zum Konzert meiner Mutter würden wir es wohl heute leider nicht mehr schaffen, doch auch um pünktlich zum Abendessen bei meinen Eltern zu erscheinen, wurde es inzwischen wirklich knapp. Um Enttäuschungen vorzubeugen, mussten wir uns nun etwas sputen. Doch Murphys Law schlägt logischerweise immer dann zu, wenn man es am wenigstens braucht, und so war der Weg nach Sneznik gesperrt. Um nicht hässliche Umwege in Kauf nehmen zu müssen oder gar versehentlich in das Vogelschutzgebiet zu geraten, blieb uns nichts anderes übrig, als sich an der Absperrung entlang zu schieben.
Kurz vor der Ortschaft kamen wir noch einmal an ein paar genialen Kletterwänden vorbei, die sich tatsächlich auch für uns, als Anfänger, mal anbieten würden.
Über einen wurzeligen Steig an der Südseite haben wir quasi den Hohen Schneeberg im Sturm erobert. Wie sich herausstelle, war auch das eine sehr gute Wahl, da dieser Aufstiegsweg um ein Vielfaches schöner, aber auch anstrengender als die südwestliche Variante ist.
Nun standen wir also oben, auf der – mit 722,8 Metern – höchsten Erhebung des Elbsandsteingebirges. Man sagt, die Aussicht vom Schneebergturm soll zu den eindrucksvollsten in ganz Böhmen gehören.
Doch aus Zeitgründen haben wir uns die Besichtigung gespart und stattdessen lieber noch einmal vom nördlichsten Punkt aus unsere Blicke in die Sächsische Schweiz – auf Festung Königstein, Quirl, Pfaffensteine, Lilienstein, Gohrisch, Papststein usw. – schweifen lassen.
Die verbleibenden 10 Kilometer zurück zum Auto haben wir die Beine nun aber in die Hand genommen. Trotzdem konnten wir es uns zum Schluss nicht verkneifen, noch einen kleinen Abstecher über die Verlassene Wand, Eis- und Schwedenloch zu machen. Leider mussten wir in Sachen Erkundung ein paar Abstriche machen, aber wir haben uns fest vorgenommen, noch einmal hierher zurück zu kommen – natürlich mit Kletterausrüstung.