Bergtour Benediktenüberschreitung – September 2017

Wandern in den Bergen, dachte ich immer, das ist nichts für mich. Es hat rein gar nichts mit Entspannung zu tun, und unterhalten kann man sich auch nicht gescheit, wenn man immer hintereinander her tappt. Doch der heutige Tag sollte alles verändern.

Schon sehr lange wollten Flo und ich einmal die komplette Überschreitung der Benediktenwand von daheim aus in Angriff nehmen. Nach 4 Jahren “Dauerbewegungsdrang” hatten wir auf der Ebene schon alles abgegrast, was an der 30 km Marke kratzt und mussten uns immer weiter von daheim aus entfernen, um noch Flecken zu finden, die wir noch nicht erkundet haben. So blieb uns schließlich nichts anderes mehr übrig, als vom Horizontalen ins Vertikale zu wechseln. 
Jetzt hatten wir aber schon Ende September, also wurde es allerhöchste Zeit, endlich unser Vorhaben in die Tat umzusetzen, bevor der wunderschöne Herbst dem unberechenbarem Winter weichen würde.

30.09.2018 / Brauneck-Schrödelstein-Stangeneck-Voderer Kirchstein-Latschenkopf-Achselköpfe-Benediktenwand

Schon als am frühen Morgen die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Geierstein hervorbrachen, schien es ein viel versprechender Tag zu werden. Gut gelaunt ging es von daheim aus in 2 Stunden aufs Brauneck hinauf. 

Pünktlich zu Beginn des Liftbetriebs waren wir an der Bergstation angekommen, doch wir ließen uns von dem Trubel nicht beeindrucken und zogen nach einem kurzen Frühstück auch schon gleich weiter. Schließlich hatten wir heute ca. 30 km und 1900 hm auf dem Plan und noch keinerlei Erfahrung, wie lange wir in den Bergen für so eine Strecken benötigen würden.


Den Latschenkopf schon fest im Blick, ging es zuerst kaum merklich über den Schrödelstein und später leicht kraxelnd übers Stangeneck. Auf dem schmalen Grad, den man im Winter eher meiden sollte, erhielten wir schon eine erste herbstliche Kostprobe, doch am meisten beeindruckte mich der Latschenkopf, der aussah, als hätte man ihn mit einem Samtteppich überspannt. Doch bevor wir von dessen Kreuz auf die Stiealm und Lenggries hinabblicken konnten, haben wir noch einen kurzen Abstecher auf den Vorderen Kirchstein gemacht.


Etwas unwegsamer ging es über einen kleinen Pfad durch Latschenkiefern wieder ein paar Meter hinab, bis zur Weggabelung, an der man unterhalb vom Gipfel wieder zurück zum Brauneck queren kann.

Wir bogen allerdings in entgegen gesetzte Richtung ab. Ab jetzt wurde es auch merklich einsamer, und so konnten wir uns nun voll und ganz auf einen der schönsten Wegabschnitte dieser Tour konzentrieren und dabei die Natur genießen, während wir der Benediktenwand immer mehr zu Leibe rückten.

Die Kletterei im I. Grad über die Achselköpfe hat mir tierischste Spaß gemacht, und ich war fast ein wenig traurig, als wir am Rotöhrsattel angekommen sind.

Doch auch die ersten Meter zur Wand hinauf, konnten wir uns noch einmal an Fels und Draht auspowern.

Danach folgte Genusswanderung pur, bis wir in 1800 Metern Höhe am Gipfelkreuz der Benediktenwand standen

– mit uns leider noch eine ganze Reihe anderer Bergfreunde, denn Aufstiegsmöglichkeiten zu diesem berühmten Berg gibt es viele.


Über die Westseite sind wir zunächst wieder zur Tutzinger Hütte hinab gestiegen. Der Anblick der mächtigen Nordwand hat uns genauso imponiert wie der bunte Fleckenteppich, der sich zu dieser Jahreszeit im Tal ausgebreitet hat. Jetzt war es amtlich: “Die Berge haben uns!!!”


Hingegen landläufiger Meinung finden wir nicht, dass man unbedingt einkehren muss. So ging es, kaum an der Tutzinger Hütte angekommen, auch gleich wieder hinauf zum Rotöhrsattel.

Völlig irritiert haben uns ein paar Wanderer gefragt, ob wir uns verlaufen hätten, weil wir nun zum zweiten Mal in Richtung Wand aufgestiegen sind. Nein, das war original unser Plan, denn nur so kamen wir über genau den Weg nach Hause zurück, den wir uns eingebildet hatten.
Zugegebenermaßen waren wir sehr dankbar, als wir oben am Sattel ankamen und unseren Eiscafe trinken konnten. 

Noch einmal einen Blick auf die unüberwindbar anmutenden Achselköpfe, dann wurde es Zeit, den langen Heimweg anzutreten.

Über den Sattel ging es zunächst nahe der Probstenwand zur Alm hinab und von dort aus mal mehr, mal weniger steil durch ein herbstliches Wäldchen bis ins Längental.

Da der Arzbach genau hier entspringt, hat er einen ähnlichen Weg wie wir genommen, und so kamen wir zu unserer Freude immer wieder mal an einem kleinen Wasserfall vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir ja noch keine Ahnung, wie schwierig sich eben dieses Stück gerade im Winter gestalten kann.


An der Hinteren Längentalalm haben wir uns tatsächlich mal ein Stück Kuchen geteilt, dazu gab es ein alkoholfreies Weißbier für mich, für Flo was Gescheit’s.

Noch einen letzten Blick nach oben auf unseren Streckenverlauf und den Rotöhrsattel,

dann ging es weiter am Arzbach ins Tal und schließlich an der Isar zurück nach Hause, wo wir ziemlich erschöpft aber absolut happy nach 12 Stunden und 29 Kilometern ankamen.
Und weil’s so schön war, haben wir uns am nächsten Tagen gleich wieder auf die Beine gemacht.

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